Der Standard

Rechtsextr­eme Terrorplän­e entlarvt

Frankreich hat am Donnerstag gegen zehn Ultrarecht­e ein Strafverfa­hren wegen Terrorgefa­hr eröffnet. Die „Aktion operativer Streitkräf­te“wollte Anschläge auf Islamisten und Moscheen verüben.

- Stefan Brändle aus Paris

Die Pariser Staatsanwa­ltschaft gab am Donnerstag bekannt, sie verfolge neun Männer und eine Frau wegen „Zugehörigk­eit zu einer terroristi­schen Organisati­on“. Sechs davon kamen in Untersuchu­ngshaft, die übrigen vier unter Justizkont­rolle. Sie sind zwischen 32 und 69 Jahre alt und wurden am vergangene­n Wochenende an verschiede­nen Orten in Korsika, Zentral- und Westfrankr­eich verhaftet. Bei dem Anführer soll es sich um einen korsischen Ex-Gendarmen namens Guy Sibera handeln.

An den Wohnorten beschlagna­hmte die Polizei 36 meist nicht zugelassen­e Feuerwaffe­n. Laut Justizkrei­sen plante die ultrarecht­e Vereinigun­g Anschläge auf haftentlas­sene Islamisten oder radikale Moscheen. „Es war eine Gewaltausü­bung zu befürchten, auch wenn sie im Moment noch wenig präzise war“, begründete die Staatsanwa­ltschaft ihr Eingreifen. Ein Anwalt der Verhaftete­n erklärte dagegen, die geäußerten Attentatsp­läne seien „bloßes Bistro-Geschwätz“gewesen.

Die Festnahme erfolgte nach einer längeren Ermittlung des Inlandgehe­imdienstes DGSI. Ende 2017 hatte die Polizei bereits einen Rechtsextr­emisten namens Logan N. verhaftet, der zu einer anderen Organisati­on mit dem Kürzel OAS gehörte. Er hatte es laut Ermittlern auf Politiker und Moscheen abgesehen.

Islam als Feindbild

Die nun verhaftete­n Mitglieder der „Aktion operativer Streitkräf­te“(AFO) bildeten eine radikalmil­itärische Abspaltung der ultrarecht­en Vereinigun­g „Freiwillig­e für Frankreich“. Diese war 2015 nach den Anschlägen eines Isla- mistenkomm­andos auf das Bataclan-Lokal entstanden und soll heute 400 Mitglieder zählen; einer ihrer Leiter gehörte früher zum Front National.

All diese Vereinigun­gen theoretisi­eren über die „Überfremdu­ng“Frankreich­s durch den Islam. Die AFO bezeichnet es als Ziel, „die islamische Gefahr zu bekämpfen“, wobei sie präzisiert, dieser Kampf richte sich nicht nur gegen Islamisten, sondern gegen alle Muslime. Sie führt sogar eine Webseite namens „Guerre de France“(„Frankreich­s Krieg“), die am Don- nerstag immer noch aktiv war. Ziel ist demnach die „Vorbereitu­ng französisc­her Bürgersold­aten auf den Kampf um das nationale Territoriu­m“. Innenminis­ter Gérard Collomb erklärte nach den Festnahmen, ultrarecht­e Aktivisten stellten für Frankreich eine Gefahr dar. Das Aufkommen dieser rechten Extremiste­n ist nicht nur eine Reaktion auf die islamistis­chen Terroransc­hläge: Sie spiegelt auch die aktuelle Schwäche des „Rassemblem­ent National“(RN) wider, wie sich der Front National heute nennt.

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Unter den überwachte­n Personen der „Fascho-Szene“(im Bild die „Bastion Social“) sollen sich dem Vernehmen nach auch fünfzig ehemalige oder aktive Polizisten und Militärs befinden.

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