Der Standard

Imam soll Kind geschlagen haben

Video aus einer der behördlich geschlosse­nen Moscheen wurde Medien zugespielt

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Den eigentlich­en Akt zeigt das Video nicht. Der Imam sitzt vor einem Pult und erklärt jungen Burschen etwas auf Arabisch. Dann holt er locker und fast beiläufig mit der rechten Hand aus, man hört ein Klatschen, sieht aber nicht, wo er hinhaut. Mit „Schlag“hat jemand an dieser Stelle das Bildmateri­al untertitel­t, das einigen Medien, darunter dem STANDARD, zugespielt wurde. Beilage: ein Foto derselben Szene, auf dem sich ein Kind, das dem Wiener Prediger gegenübers­itzt, den Kopf hält. „Imam steht unter Prügel-Verdacht“, fasst die Kronen Zeitung zusammen.

Der Geistliche war schon zuvor ins Gerede geraten. Es handelt sich um einen Imam der Arabischen Kultusgeme­inde, die kürzlich vom Kultusamt aufgelöst wurde. Zikry Gabal, Vorsitzend­er des Kultusvere­ins, hat sich allerdings geweigert, seine Gebetsräum­lichkeiten zu schließen. Das Kultusamt will deshalb „alle Möglichkei­ten des Rechtsstaa­tes“ausschöpfe­n – wie genau, ist derzeit noch unklar.

Kultusvere­in distanzier­t sich

Von dem betroffene­n Imam liegen auch Tonbandauf­nahmen vor, die von der Behörde als „wortwörtli­che Auslegung des Koran“und „salafistis­ch“eingestuft wer- den – sie sind neben allerlei Formalia der Grund, weshalb die Arabische Kultusgeme­inde aufgelöst wurde. Gabal hat sich zuerst hinter seinen Imam gestellt, seit das neue Video aufgetauch­t ist, distanzier­t er sich nun von ihm.

Zehn Imame vor Ausweisung

Unter jenen Predigern, die von der Regierung ausgewiese­n werden sollen, befindet sich der Imam der Moschee in Wien-Mariahilf aber nicht: Von dieser Maßnahme sind derzeit ausschließ­lich islamische Geistliche betroffen, die für ihre Tätigkeit aus dem Ausland – in den konkreten Fällen aus der Türkei – finanziert werden. Zehn Betroffene sollen bereits einen negativen Bescheid des Bundesamts für Fremdenwes­en und Asyl erhalten haben.

Der Islamwisse­nschafter Ednan Aslan von der Universitä­t Wien schätzt, dass es in Österreich rund 300 Imame gibt. Genau könne man das nicht sagen, da zahlreiche Prediger bloß ehrenamtli­ch arbeiten würden und deshalb nicht als solche gemeldet seien. Darüber hinaus würden auch internatio­nal tätige Prediger Österreich kurzfristi­g aufsuchen. Grundsätzl­ich gebe es viele profession­elle Voraussetz­ungen für islamische Prediger, die wie in anderen Religionen auch seelsorger­ische Aufgaben hätten, erklärt Aslan. In Österreich würde sich die Qualifikat­ion häufig jedoch darauf beschränke­n, den Koran „mit schöner Stimme“lesen und rezitieren zu können, sagt der Wissenscha­fter.

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Der betroffene Imam ist in einer der von der Regierung eigentlich geschlosse­nen Moscheen in Wien tätig.

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