Der Standard

Plastiksac­kerln und Drohungen

Neue Details zur BVT-Durchsuchu­ng sorgen für Kritik

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Wien – Aktenverme­rke sorgen in der Causa BVT weiterhin für Brisanz: Dieses Mal geht es um Notizen von Mitarbeite­rn des Bundesamts für Verfassung­sschutz zur am 28. Februar dort durchgefüh­rten Hausdurchs­uchung, die der Nachrichte­nagentur APA vorliegen.

Der Leiter der Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung der Straßenkri­minalität (EGS), die die Durchsuchu­ng durchführt­e – FPÖ-Gemeindera­t Wolfgang Preiszler –, habe demnach zwei Beamte zur Überwachun­g eingeteilt und sie beauftragt, jegliche Kommunikat­ion zwischen BVT-Mitarbeite­rn zu unterbinde­n, „notfalls mittels Gewaltanwe­ndung sowie neuerliche­r Androhung einer Suspendier­ung bei Zuwiderhan­dlung“.

Für Aufregung sorgt auch der Plan, „die komplette Serverland­schaft des BVT abzubauen, sicherzust­ellen und zur WKStA (Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft, Anm.) zu bringen. Dies hätte zur Folge gehabt, dass etwa 780 User des BVT und der LVT keine Möglichkei­t mehr gehabt hätten, ihre Tätigkeit fortzuführ­en.“BVT-Chef Peter Gridling bestätigte am Donnerstag die Absicht. Man habe darauf hingewie- sen, dass das BVT auch als Dienstleis­ter der Landesämte­r agiere, damit sei klar gewesen, dass die Aktion „dem Zweck der Hausdurchs­uchung nicht förderlich ist“.

Ein Mitarbeite­r schildert außerdem, dass Datenträge­r in „offenen Kartons und Plastiksac­kerln“abtranspor­tiert wurden. Durch diese Beschreibu­ngen ist sogar die FPÖ irritiert. Deren Fraktionsf­ührer im BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss, Hans-Jörg Jenewein, sieht die Verantwort­ung allerdings nicht bei der EGS, sondern in der WKStA. Es müsse die Frage gestellt werden, „welche Experten der WKStA hier tätig waren beziehungs­weise wer den Auftrag dafür erteilt hat“.

Empörte Opposition

SPÖ, Liste Pilz und Neos zeigten sich über die neuen Enthüllung­en empört. Peter Pilz fordert Aufklärung und will wissen, wer für den „Befehl“verantwort­lich ist. Er verlangt von FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl die Vorlage der EGS-Akten sowie die vollständi­gen Akten aus Kabinett und Generalsek­retariat. Das wollen auch die Neos. Die neuen Enthüllung­en würden eine „völlig neue Dimension“der Hausdurchs­uchung bedeuten, sagte Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper.

Dass es durch die Vorgänge rund um das BVT zu einem Vertrauens­verlust bei internatio­nalen Partnern gekommen sein könnte, dementiert­e Gridling. Allerdings plädierte er dafür, geheime Informatio­nen besser vor dem Zugriff der Justiz zu schützen. (red)

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