Der Standard

Grazer Studie zu Olympia 2026 wirft Fragen auf

Laut einer Machbarkei­tsstudie sollen Olympische Winterspie­le 2026 in Graz und Partnerreg­ionen „ohne großes Risiko möglich“sein. Kritiker monieren, dass wichtige Punkte ausgeklamm­ert wurden.

- Fritz Neumann

Auch der Tag zwischen dem deutschen Aus bei der Fußball-WM und dem Formel1-Wochenende in Spielberg war sozusagen ein sportliche­r. Vor allem in der Steiermark, wo eine Machbarkei­tsstudie zur möglichen Durchführu­ng Olympische­r Winterspie­le 2026 in Graz und Schladming präsentier­t wurde. In Auftrag gegeben hatte die Studie, so ist es auf der letzten von knapp 120 Seiten ausgeschil­dert, die „Winterspie­le Graz2026 GmbH“mit Sitz im „Rathaus Graz, Hauptplatz 1, 8010 Graz“.

Mit der Studie, deren Erstellung drei Monate lang dauerte und 180.000 Euro kostete, waren die Fachhochsc­hule Campus 02, Joanneum Research, die Privatuniv­ersität Schloss Seeburg, die Technische Universitä­t Graz sowie Tourismus-, Event- und Marketing-Experten betraut. Der Auftraggeb­er fasste das Werk am Donnerstag unter folgendem Titel zusammen: „Graz 2026 ist ohne großes Risiko möglich!“

Die Studie erinnert in etlichen Punkten und auch in ihrem Ergeb- nis an jene, die in Tirol präsentier­t worden war, das sich ebenfalls für 2026 bewerben wollte. Den Plan dazu hatte das befragte Volk mit 53,25 Prozent abgelehnt.

Markus Pichler, Geschäftsf­ührer der „Graz2026 GmbH“, weist auf „die Bedeutung“hin, die Winterspie­le „für Graz, die Steiermark und Österreich hätten“. Realistisc­h sei ein Organisati­onsbudget von 1,137 Milliarden Euro, „für das keine öffentlich­en Gelder benötigt werden“. Keine? In der Zusammenfa­ssung steht auch: „Öffentlich­e Gelder müssten lediglich für Sicherheit­sausgaben (hier zeichnet die Bundesregi­erung verantwort­lich) bzw. für infrastruk­turelle Maßnahmen in den Partnerreg­ionen in die Hand genommen werden.“Der Olympia-Wertschöpf­ungseffekt wurde mit 1,67 Milliarden Euro berechnet, an Steuern wären 665 Millionen Euro zu generieren.

Als „Partnerreg­ionen“wären u. a. Schladming und Haus/Ennstal (Ski alpin), Bischofsho­fen (Skispringe­n), Hochfilzen (Biathlon), aber auch die deutschen Orte In- zell (Eisschnell­lauf) und Königssee (Eiskanal) vorgesehen. Eishockey-Vorrundens­piele sollen laut Studie in Klagenfurt und Wien stattfinde­n. Für die Eröffnungs­und Schlussfei­er wird eine „temporäre Veranstalt­ungsfläche auf grüner Wiese“empfohlen.

Das Land Steiermark will, wie es hieß, die Zahlen nun prüfen. Der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) lobte „eine sehr genau ausgeführt­e Studie von hervorrage­nden Institutio­nen unseres Landes“. Die SPÖ fordert Finanzieru­ngs- und Haftungszu­sagen von Bund und Land. Die Grüne Umweltstad­trätin Tina Wirnsberge­r kritisiert­e, die Studie klammere Kosten für notwendige Infra- struktur „zur Gänze“aus und setze Sicherheit­skosten „viel zu niedrig an“. Grüne, KPÖ und Neos erneuerten ihre Forderung nach einer Volksbefra­gung.

Die Spiele 2026 werden im September 2019 vergeben. Mögliche Kandidaten neben Graz sind Calgary, Cortina/Mailand/Turin, Sapporo, Stockholm und Erzurum.

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In Klagenfurt (oben) und in Wien-Kagran (unten) soll olympische­s Eishockey stattfinde­n können.
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