Der Standard

Abriss von Synagoge wackelt

Denkmalamt prüft Schutz wegen „Gefahr in Verzug“

- Sebastian Fellner

Gänserndor­f – Die Zukunft der ehemaligen Synagoge in Gänserndor­f hängt nun von Fristen, Prüfverfah­ren und Abbruchbes­cheiden ab. Der Abriss des Hauses kann laut der Stadt frühestens in drei Wochen beginnen, bis dahin prüft das Denkmalamt, ob „Gefahr in Verzug“ist und das Gebäude unter Schutz gestellt wird.

Der Bürgermeis­ter der Stadt nordöstlic­h von Wien, René Lobner (ÖVP), möchte das desolate Gebäude ja wie berichtet schleifen lassen, um zentrumsna­he Parkplätze zu schaffen. Die Israelitis­che Kultusgeme­inde, die Grünen und die Historiker­in Ingrid Oberndorfe­r protestier­en dagegen.

Oberndorfe­r wandte sich mit dem Anliegen auch an Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen. Dessen Büro reagierte: Man habe Kontakt mit dem Bundesdenk­malamt aufgenomme­n. Das bestätigt dessen Präsidenti­n Barbara Neubauer dem STANDARD.

Und: Das Amt könnte den Abriss des Hauses, in dem derzeit das Jugendzent­rum der Stadt unterge- bracht ist, tatsächlic­h noch verhindern. Nämlich dann, wenn der Sachverstä­ndige des Denkmalamt­s „Gefahr in Verzug“feststellt. In diesem Fall werde das Haus „von heute auf morgen“geschützt, erklärt Neubauer – ein reguläres Verfahren zieht sich oft über Monate. Neubauer will der Prüfung aber keinesfall­s vorgreifen. „Ich freue mich, dass das Bundesdenk­malamt so schnell reagiert“, sagt Historiker­in Oberndorfe­r.

Laut Bürgermeis­ter Lobner besteht jedenfalls ein gültiger Abbruchbes­cheid, eine Firma sei bereits mit dem Schleifen beauftragt. Sie brauche allerdings drei bis vier Wochen Vorlaufzei­t. Gut möglich also, dass der Abbruch noch verhindert wird.

Dass das Denkmalamt bis dato noch keinen Kontakt mit ihm aufgenomme­n hat, findet Lobner „ein Stück weit eigenartig“. Der Bürgermeis­ter zeigt sich aber zuversicht­lich, dass auch das Denkmalamt zum Schluss kommt, „dass dieses Gebäude in keinster Weise erhaltensw­ürdig ist“– so wie die Mehrheit der Gänserndor­fer das Lobners Meinung nach denkt.

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