Abriss von Synagoge wackelt
Denkmalamt prüft Schutz wegen „Gefahr in Verzug“
Gänserndorf – Die Zukunft der ehemaligen Synagoge in Gänserndorf hängt nun von Fristen, Prüfverfahren und Abbruchbescheiden ab. Der Abriss des Hauses kann laut der Stadt frühestens in drei Wochen beginnen, bis dahin prüft das Denkmalamt, ob „Gefahr in Verzug“ist und das Gebäude unter Schutz gestellt wird.
Der Bürgermeister der Stadt nordöstlich von Wien, René Lobner (ÖVP), möchte das desolate Gebäude ja wie berichtet schleifen lassen, um zentrumsnahe Parkplätze zu schaffen. Die Israelitische Kultusgemeinde, die Grünen und die Historikerin Ingrid Oberndorfer protestieren dagegen.
Oberndorfer wandte sich mit dem Anliegen auch an Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Dessen Büro reagierte: Man habe Kontakt mit dem Bundesdenkmalamt aufgenommen. Das bestätigt dessen Präsidentin Barbara Neubauer dem STANDARD.
Und: Das Amt könnte den Abriss des Hauses, in dem derzeit das Jugendzentrum der Stadt unterge- bracht ist, tatsächlich noch verhindern. Nämlich dann, wenn der Sachverständige des Denkmalamts „Gefahr in Verzug“feststellt. In diesem Fall werde das Haus „von heute auf morgen“geschützt, erklärt Neubauer – ein reguläres Verfahren zieht sich oft über Monate. Neubauer will der Prüfung aber keinesfalls vorgreifen. „Ich freue mich, dass das Bundesdenkmalamt so schnell reagiert“, sagt Historikerin Oberndorfer.
Laut Bürgermeister Lobner besteht jedenfalls ein gültiger Abbruchbescheid, eine Firma sei bereits mit dem Schleifen beauftragt. Sie brauche allerdings drei bis vier Wochen Vorlaufzeit. Gut möglich also, dass der Abbruch noch verhindert wird.
Dass das Denkmalamt bis dato noch keinen Kontakt mit ihm aufgenommen hat, findet Lobner „ein Stück weit eigenartig“. Der Bürgermeister zeigt sich aber zuversichtlich, dass auch das Denkmalamt zum Schluss kommt, „dass dieses Gebäude in keinster Weise erhaltenswürdig ist“– so wie die Mehrheit der Gänserndorfer das Lobners Meinung nach denkt.