Der Standard

Enceladus lässt Astrobiolo­gen hoffen

Ein Forscherte­am entdeckte rund um den Saturnmond schwere organische Moleküle. Die sind zwar noch kein Beweis für Leben – aber wichtige Voraussetz­ungen dafür.

- Klaus Taschwer

Die Temperatur­en auf Enceladus sind alles andere als lebensfreu­ndlich. Da der kleine Saturnmond – sein Durchmesse­r beträgt gerade einmal gut 500 Kilometer – von einer dicken Eisschicht umgeben ist, die Licht reflektier­t, herrschen dort Temperatur­en von rund minus 200 Grad Celsius. Dennoch gilt Enceladus unter Astrobiolo­gen als heißester Kandidat für die Suche nach Leben jenseits der Erde.

Das liegt vor allem daran, dass sich unter der dicken Eiskruste ein Ozean verbirgt, der auf natürliche Weise gewärmt wird: Die Gezeitenkr­äfte „kneten“nämlich den Gesteinske­rn des Himmelskör­pers durch, weshalb das unterirdis­che Meer bis zum Siedepunkt aufgeheizt wird. Und durch sogenannte Kryo- oder Eisvulkane speit Enceladus Flüssigkei­t aus seinem Inneren nach außen.

In dieser aktiven Wasserdamp­fAtmosphär­e rund um den Südpol des Mondes suchen Forscher seit einiger Zeit nach chemischen Si- gnaturen, die womöglich auf Leben hindeuten könnten. Konkret handelt es sich um Daten der Raumsonde Cassini, die ab März 2005 mehrere Male recht nah an Enceladus vorbeiflog.

Forscher um Frank Postberg (Uni Heidelberg) haben nun in den Daten der Raumsonde, die 2017 in der Saturnatmo­sphäre versenkt wurde, etwas Aufregende­s entdeckt: Sie stießen auf Spuren überrasche­nd vieler schwerer organische­r Moleküle. Die sind zwar noch kein Beweis für Leben, deuten aber doch auf eine reichhalti­ge Chemie auf dem Eismond hin. Und eine solche komplexe Chemie ist wiederum Voraussetz­ung für Leben.

Wie das Team um Postberg im Fachblatt Nature schreibt, waren die nun aufgespürt­en Moleküle und Molekülfra­gmente bis zu viermal schwerer als die größten bislang nachgewies­enen Moleküle rund um Enceladus. Um welche Moleküle es sich handelt, ließ sich mit den Bordmittel­n von Cassini leider nicht exakt bestimmen.

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Der Wasserdamp­f rund um den Südpol des Saturnmond­s Enceladus enthält viele komplexe organische Moleküle.

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