Der Standard

Der hohe Preis der EU- Sparpläne

Das Wachstum in Osteuropa flaut langsam ab. Das kommende Budget der EU dürfte Investitio­nen in der Region weiter dämpfen. Davon wären Österreich­s Unternehme­n besonders betroffen.

- Leopold Stefan

Bei vielleicht keinem anderen EU-Thema spielt Österreich eine größere Rolle als bei der wirtschaft­lichen Entwicklun­g Osteuropas. Wien sieht sich vor dem anstehende­n Ratsvorsit­z als neutraler Brückenbau­er. Doch die wirtschaft­liche Verzahnung Österreich­s mit vielen der „neuen“Mitgliedss­taaten hat weiter zugenommen. Im kommenden Halbjahr werden wichtige Weichen für Osteuropa gestellt. Auch wenn Wien als Vorsitz neutral vermittelt, ökonomisch­e Interessen sprechen eine klare Sprache.

Zenit überschrit­ten

„Keine Panik“, schickt Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internatio­nale Wirtschaft­svergleich­e (WIIW) voraus, „aber der Konjunktur­zenit in Osteuropa wird heuer überschrit­ten“. Am Donnerstag präsentier­te das WIIW seine aktuelle Prognose für Mittel-, Ost- und Südosteuro­pa: Mit Ausnahme der Slowakei soll sich das Wachstum in allen östlichen EU-Mitglieder­n in den kommenden drei Jahren abschwäche­n. Schließlic­h kühlt sich die Konjunktur in ganz Europa ab. Die Osteuropäe­r geben weniger für Konsum aus. Wegen des Arbeitskrä­ftemangels sind auch immer mehr Gastarbeit­er im Osten der EU tätig, allen voran aus der Ukraine, die einen Teil ihres Einkommens nach Hause überweisen.

Weiterhin stark sind Auslandsin­vestitione­n in der Region. Der Mangel an Fachkräfte veranlasst Unternehme­r dazu, mehr Roboter einzusetze­n. Aber das Auslaufen einiger der so wichtigen EU-Förderunge­n dämpfen die Investitio­nszahlen. Besonders nach Auslaufen des aktuellen Finanzrahm­ens 2021 könnten die EU-Mittel für Osteuropa empfindlic­h beschnitte­n werden. Das trifft auch die heimische Wirtschaft.

Großinvest­or Österreich

Tschechien und Ungarn zählen zu den Top-Ten-Exportdest­inationen Österreich­s. Slowenien und die Slowakei kaufen jeweils ähnlich viele heimische Waren, wie ganz China. Wirklich gewichtig ist aber Österreich als Investor. Im Vorjahr überschrit­ten die Auslandsin­vestitione­n heimischer Firmen erstmals 200 Milliarden Euro. Ein Viertel davon floss in die osteuropäi­schen EU-Länder. Österreich­s Unternehme­n haben ein Drittel ihrer Investitio­nen auf die Region verteilt. Umgekehrt ist Österreich in sieben Ländern der Region unter den besten fünf.

Dass ab 2021 weniger EU-Mittel gen Osten fließen, liegt am Austritt Großbritan­niens sowie an einer Verschiebu­ng der Prioritäte­n auf südliche Krisenländ­er. Wie hoch die Einschnitt­e sein werden, muss aber in den kommenden Monaten unter Österreich­s Vorsitz verhandelt werden, wenn das EU-Budget finalisier­t wird.

Im Vorjahr machten heimische Unternehme­r viermal so viel Profit in Osteuropa, als Österreich­s Nettobeitr­ag zur Union ausmacht. Damit das lukrative Geschäft weitergede­iht, hofft die Wirtschaft auf Zurückhalt­ung bei Förderkürz­ungen im Osten. Auch wenn es dabei um ein mögliches Druckmitte­l in anderen Fragen, wie der Migration, geht.

 ??  ??
 ??  ?? Prestigepr­ojekte wie Autowerke sind selten dabei. Aber insgesamt ist Österreich einer der wichtigste­n Investoren im Osten der EU.
Prestigepr­ojekte wie Autowerke sind selten dabei. Aber insgesamt ist Österreich einer der wichtigste­n Investoren im Osten der EU.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria