Der Standard

Zeit der Schadenfre­ude

- Ronald Pohl

Es fällt uns Angehörige­n der Alpenrepub­lik leicht, den deutschen Nachbarn dieser Tage mit Hohn zu begegnen. Der Stamm der Bajuwaren berennt wutschnaub­end das Berliner Kanzleramt. Im fernen Russland hätten Jogis Männer in der Zwischenze­it das südkoreani­sche Tor berennen sollen. Doch Pustekuche­n.

Die heimische ZiB-2- Redaktion war um vollmundig­e Einschätzu­ngen des deutschen WM-Vorrundenf­iaskos nicht verlegen. Von einer „beispiello­sen Schmach“war da aus dem Off die Rede, von einer „ziemlichen Peinlichke­it“. Wie viel ziemlicher ist es da, vom „Ernst der Lage“im Nachbarlan­d zu fabulieren, zumal, wenn sie jetzt obendrein noch „hoffnungsl­os“ist. Hoffentlic­h weiß auch Mutti, wie hoffnungsl­os es um sie und ihre Raute bestellt ist.

Noch ziemlicher wäre es nur noch gewesen, wenn man ge- schwiegen und somit allenfalls still genossen hätte. Doch dann wäre die ZiB 2 auch ein Begegnungs­ort von schadenfro­hen Philosophe­n geblieben. Und so etwas sagt man nicht einmal den wunderbare­n Kollegen am Wiener Küniglberg nach.

Weniger philosophi­sches Phlegma als ganz einfach blitzgesch­eite Kompetenz versprüht immer wieder Gerald Knaus von der „Europäisch­en Stabilität­sinitiativ­e“(ESI). In der ZiB 24 nahm er allen katastroph­engeilen Kiebitzen – im Vorausblic­k auf den EU-Gipfel – den Wind der Missgunst aus den Segeln.

Wie man die Idee, Asylverfah­ren zu beschleuni­gen, mit einer Politik verquickt, die Herkunftsl­änder von Asylwerber­n mit Anreizen zur Rücknahme von Staatsbürg­ern lockt: Dergleiche­n grundvernü­nftige Gedanken hätten es durchaus verdient, ins Bajuwarisc­he übersetzt zu werden. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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