Der Standard

Verstappen gewinnt in Spielberg

Max Verstappen bescherte Red Bull und sich selbst beim Formel-1-Grand-Prix von Österreich einen Heimsieg. Nur Daniel Ricciardos Ausfall relativier­te den Jubeltag der Bullen, Mercedes traf es mit einem Salto nullo noch schlimmer.

- Martin Schauhuber aus Spielberg

Als von der niederländ­ischen Tribüne oranger Rauch aufgestieg­en war, stand der österreich­ische Heimsieg fest. Und ja, auch ein wenig der niederländ­ische Heimsieg, denn wenn die Steiermark das grüne Herz Österreich­s ist, war Spielberg am Wochenende das orange Herz der Steiermark. Max Verstappen hatte seine Privatarme­e mitgebrach­t. Zigtausend­e Formel-1-Verrückte aus den Niederland­en waren angereist, bevölkerte­n ein eigenes Max-Verstappen-Village – ganz dem Klischee folgend ein Campingpla­tz – und eben eine eigene Tribüne. Verstappen­s österreich­isches Red-Bull-Team brauchte keine eigene Tribüne, man fuhr ja auf dem Red-Bull-Ring.

Der 20-Jährige fand die Unterstütz­ung „fantastisc­h“, so könnte man auch sein Rennen bezeichnen. Verstappen gewann vor den Ferrari-Piloten Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel, Mercedes erlebte mit zwei Ausfällen einen schwarzen Tag. Haas überrascht­e mit den Plätzen vier und fünf durch Romain Grosjean und Kevin Magnussen. Das Rennwochen­ende besuchten insgesamt 185.000 Zuschauer, mehr als in den vergangene­n drei Jahren.

Aber von Anfang an, und der Anfang des Formel-1-Sonntags ist der Green Carpet, die steirische Antwort auf den High-SocietyAuf­lauf von Monte Carlo. Erst beschallte­n Lautsprech­er den Streckenvo­rplatz mit unerbittli­chen Ziehharmon­ikaklängen, später wurde live musiziert, was als Verbesseru­ng zu werten war. Die Fahrer mussten da durch, Daniel Ricciardo hatte an seinem 29. Geburtstag wie immer die größte Hetz.

Schwaches RB-Qualifying

Im Qualifying hatten Ricciardo taktische Uneinigkei­ten mit Teamkolleg­e Verstappen „nicht glücklich“gemacht, Teamchef Christian Horner musste Beziehungs­therapie geben. Ricciardo startete nur von Platz sieben, Verstappen von Rang vier. Mercedes hatte das Qualifying dominiert, Valtteri Bottas holte vor Lewis Hamilton und Räikkönen Pole. Vettel wurde um drei Plätze zurückvers­etzt, startete als Sechster.

Also los: Räikkönen startete toll und versuchte sich vor der ersten Kurve zwischen den Silberpfei­len durchzuque­tschen. Das gelang zur Hälfte, die gewonnene Position verlor er nach einem Ausritt in der dritten Kurve. Die drei großen Teams teilten sich die ersten sechs Plätze auf, die Prozession schien zu beginnen.

Schien. Denn während Lewis Hamilton vorn auf und davon fuhr, gab das Auto des Zweitplatz­ierten Bottas den Geist auf. Gelbe Flaggen, Virtual Safety Car. Red Bull und Ferrari reagierten schnell, drückten je zwei Boxenstopp­s hintereina­nder durch. Das Bullen-Duo hatte nun einen Vorteil, Hamilton kam erst später an die Box und verlor damit die Führung. Verstappen auf Rang eins, der orange Block tobte. Ricciardo hingegen hatte Reifenprob­leme, musste wieder an die Box.

Weltmeiste­r Hamilton musste Vettel in Kurve drei passieren lassen – am Ende der neuen, dritten DRS-Zone, die Vettel im Vorfeld mit Videospiel­en verglichen hatte: „Vielleicht gibt es viele Leute, die Mario Kart mögen, ich auch, ich habe das gespielt, als ich jünger war, aber es sollte nicht künstlich werden.“

Bottas blieb nicht das letzte Opfer der Technik: Erst rollte Ricciardos Bolide aus, sieben Runden vor Schluss erwischte es Hamilton, das Mercedes-Desaster war maximal. Verstappen­s Reifen bauten ab, er musste aber keine Angriffe mehr abwehren. „Die letzten zehn Runden waren nicht einfach. Vor so vielen Niederländ­ern zu gewinnen, ist sehr schön“, sagte er und scherzte: „Nachdem wir nicht bei der Fußball-WM sind, ist es für sie einfacher herzukomme­n.“

Die Party blieb dem Motto „RotWeiß-Oranje“treu: Skistar Marcel Hirscher, dessen Mutter aus den Niederland­en stammt, übergab den Siegerpoka­l.

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 ??  ?? Party like it’s 1714: Österreich und die Niederland­e waren seit Jahrhunder­ten nicht mehr so eng verbunden wie am Sonntag in Spielberg. Dafür durfte man sich bei Max Verstappen und seinem bestens laufenden Red-Bull-Boliden bedanken.
Party like it’s 1714: Österreich und die Niederland­e waren seit Jahrhunder­ten nicht mehr so eng verbunden wie am Sonntag in Spielberg. Dafür durfte man sich bei Max Verstappen und seinem bestens laufenden Red-Bull-Boliden bedanken.
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