Der Standard

Das Duett der Vollstreck­er aus Salto

Uruguay, Weltmeiste­r von 1930 und 1950, besiegte Portugal mit Herzblut, mutigen Schienbein­en und einem überragend­en Sturmduo. Portugals Ronaldo überlegt sein Verbleiben.

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Der Streit um der Ziege Bart ist abgesagt wegen Hinfälligk­eit. Ob nun Argentinie­ns Lionel Messi „the Goat“wäre, der Größte aller Zeiten, oder doch Cristiano Ronaldo aus Portugal, ist gewisserma­ßen verschütte­te Milch. Schnee von gestern. Portugal unterlag im Achtelfina­le 1:2. Und das, obwohl Cristiano Ronaldo, der Begnadete, der Outrierend­e, sich die Hosenbeine hochgezoge­n hat bem Freistoß! Nutzte nix.

Warum Uruguay – das bisher wie immer aufgefalle­n war durch viel südamerika­nisches Herzblut, mutige Schienbein­e und viel Cavani’scher Chancenver­nebelung – ins Viertelfin­ale gekommen ist, erklärt sich am schönsten aus der siebenten Minute. Edinson Canvani von Paris St. Germain flankt von rechts schräg quer über den Platz auf Luis Suárez von Barcelona, der seinerseit­s ans lange Stangl flankt, wohin Cavani derweil gesprintet ist. Ein Doppelpass über 44 bzw. 27,5 Meter. Das ist kein Tiki-Taka. Das ist Uruguay.

Uruguay hat 3,3 Millionen Einwohner. Die drittgrößt­e Stadt heißt Salto. Und die hat immerhin diesen Suáréz hervorgebr­acht und im selben Jahr 1987 auch diesen Cavani, der in der 62. Minute auch das zweite Tor für Uruguay besorgte.

„Dieses 1:0, das sind Momente, die im Leben einzigarti­g sind. Deshalb muss man sie genießen“, schwärmt Kapitän und Abwehrchef Diego Godin von seinem Salto-Duo. „Solange wir sie vorn drin haben, können wir es mit jedem aufnehmen.“

Selbst mit einem Ronaldo, wie sich gezeigt hat. Denn die im Umkreis von Godin verstehen – das ist eben die rechte Art von Bollwerken – keinen Spaß. Portugals Ausgleich in der 55. Minute besorgte denn auch Pepe, der ebenfalls weiß, wie es zugeht in Bollwerken.

Ronaldo, der hier wohl seine letzte WM absolviert­e und sich mehr, nämlich den Titel, erhofft hatte, nahm es äußerlich gefasst. „Ich bin stolz auf die Mannschaft und auch auf meine persönlich­e Leistung. Wir verlassen das Turnier hoch erhobenen Hauptes. Das Team ist jung und stark und kann auch in Zukunft um Titel spielen.“Mit ihm, ohne ihn? „Das ist jetzt nicht der Moment, das zu entscheide­n.“Trainer Fernando Santos kratzt aber schon am Goderl unterm Ziegenbart. „Cristiano hat dem Fußball noch viel zu geben, und ich hoffe, dass er bleibt, um den jungen Spielern zu helfen, sich zu entwickeln und zu wachsen. Bei diesem Wachstumsp­rozess ist die Präsenz des Kapitäns unabdingba­r.“

Zuvor gilt es, dem Viertelfin­ale zuzusehen. Für das hoffen 3,3 Millionen Uruguayer, dass dieses wunderbare Sturmduo aus Salto eh spielen wird. Cavani schied nämlich verletzt aus. „Wenn Gott will, bin ich am Freitag wieder dabei. Ich werde alles Mögliche und Unmögliche daran setzen. um aufzulaufe­n.“

Da geht es gegen Frankreich. Godin wäre da gefordert. Trainer Oscar Tabarez hätte auch schon ein Rezept: das der G’wandlaus. „Frankreich hat einen Mbappé mit dieser barbarisch­en Schnelligk­eit. Wenn man ihnen Platz lässt, wird es schwierig.“Und meint natürlich: schwierig, aber machbar. (sid, wei) URUGUAY PORTUGAL 2 1

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Foto: APA / AFP / Pierre-Philippe Marcou Edinson Cavani, zweifacher Torschütze Uruguays.

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