LESERSTIMMEN
Fremdenfeindlichkeitsaltar
Betrifft: „Ein Hoch auf Europa“von Jana Djordjevic
der Standard, 29. 6. 2018 Angesichts des glühenden proeuropäischen Beitrags der Schülerin Jana Djordjevic zu einem Schreibwettbewerb kann sich die derzeitige österreichische Bundesregierung mit ihrem ausgeprägten rückwärtsgewandten Nationalismus, den die FPÖ seit jeher auf ihren Fahnen stehen hat und den die umgefärbte türkise ÖVP offensichtlich freudig übernimmt, nur beschämt abwenden.
Diese Regierung versucht, die vielen Vorzüge eines gemeinsamen Europa auf dem Altar der Fremdenfeindlichkeit zu opfern, und erschafft damit ein Klima des Neides und Misstrauens, wie wir es aus den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts kennen. Während diese junge Schülerin sich aus tiefstem Herzen als Europäerin bezeichnet, setzt Herr Kurz taktisch platziert immer wieder ein paar leere, aber gut klingende Phrasen zu der proeuropäischen Einstellung Österreichs ab, ohne proeuropäisch zu handeln und vor allem ohne der freiheitlichen Hasspolitik in irgendeiner Form auch nur eine klitzekleine Grenze zu setzen. Glaubwürdig ist Frau Djordjevic, nicht aber die österreichische Regierung. Das sollte Letzterer zu denken geben!
Marion Pescoller, 6020 Innsbruck
Wähler am Wort
Betrifft: Leserforum „Lesersturm auf die ,Festung Europa‘“
der Standard, 27. 6. 2018 Einen wesentlichen Aspekt vermisse ich in der Leserbriefaus- wahl: Herr Frey lässt außer Acht, dass in „Europa“immer noch die Wähler das Wort haben: Um also die EU zur Festung auszubauen, muss erst das Gedankengut der Herren Orbán, Salvini und Kurz noch tiefer in den Köpfen der Europäer verankert werden; oder, direkter formuliert:
Der Rechtsruck inklusive Massen-Xenophobie muss – wie wir es derzeit in Österreich erleben – als Common Sense etabliert werden. Und dann werden alle plötzlich wieder liberal und solidarisch und bedienen sich kritischen Denkens?
Wenn man Österreich als real existierendes Versuchslabor betrachtet: Das funktioniert nicht! Seit Schüssel rückt Österreich kontinuierlich nach rechts – um bald einmal über den Rand zu kippen? Alfred Pospischil, per Mail
Respektable Respektlosigkeit
Betrifft: „,Respektlose‘ Journalisten“von Hans Rauscher
der Standard, 29. 6. 2018 Dank an Hans Rauscher und Respekt für die „respektlose“Haltung!
Johann Ernst, 2384 Breitenfurt
Lehrerprüfung
Betrifft: „Gerecht war die Matura nie“von Lisa Nimmervoll
der Standard, 27. 6. 2018 Frau Nimmervoll hat recht, gerecht war die Matura nie – und sie gehört abgeschafft!
Mit den Noten in der neuen Zentralmatura wird eine punktuelle Leistung nicht in Zusammenhang und in das Verhältnis zur Leistung während der gesamten Schullaufbahn gebracht, verfälscht also das Bild über die Leistungsfähigkeit des Geprüften.
Matura heißt reif, nämlich reif für die Universität usw. – das gilt nicht mehr. Es werden auf vielen Unis und Hochschulen in vielen Fächern Aufnahmeprüfungen durchgeführt, wie wenn es diese Reife nicht schon verbrieft gäbe, also was soll das?
Bei der Matura ist nie wirklich der Maturant geprüft worden, sondern die Lehrer. Ein Vorsitzender kommt von irgendwo und glaubt zu erkennen, ob die Lehrer ihre Leistung erbracht haben – dementsprechend waren die Lehrer auch immer aufgeregter und hysterischer bei der Matura als die Maturanten.
Das ganze aufgeblasene Getue um diese Matura, wie das vor Jahrzehnten für eine Elite von Schülern noch angebracht gewesen sein mag, ist heute längst anachronistisch. Vali Parz, per Mail