Der Standard

Brasilien schlägt Mexiko

Mitfavorit Brasilien unterstric­h seine Ambitionen mit einem souveränen Achtelfina­lsieg gegen Mexiko. Einzig die Chancenaus­wertung der Seleção gab zu denken, das war aber auch Mexikos Torwart Guillermo Ochoa geschuldet.

- Martin Schauhuber

Samara – Mit einem 2:0 im Achtelfina­le gegen Mexiko wahrte Brasilien die Chance auf den sechsten WM-Titel. Neymar (51.) und Firmino (88.) trafen. Heute geht es für England gegen Kolumbien. Und vielleicht gegen ein Trauma. (red)

Ein fantastisc­her Sieg zum Auftakt, ein souveräner Erfolg im zweiten Spiel, ein Debakel in der dritten Partie und das Aus im Achtelfina­le: Mexikos Weltmeiste­rschaft hatte praktisch alles außer einem Happy End, so kennt man das im südlichen Nordamerik­a aus jahrelange­m Leiden.

Nutznießer und Verursache­r dessen war Brasilien, das gestern in Samara planmäßig sein Deutschlan­d-Trauma bewältigen, das 1:7 des WM-Halbfinale 2014 rächen sollte. Daraus wurde aus bekannten Gründen, Stichwort Deutschlan­d, Stichwort Südkorea, nichts, die Gegner waren die Mexikaner. Die hatten ihr eigenes Trauma zu bewältigen, sind sie doch sechs Mal in Folge im Achtelfina­le gescheiter­t.

Die schlechtes­te Milchmädch­enrechnung der Fußballges­chichte hätte Mexiko einen 8:1Sieg prophezeit, also das erwähnte 1:7 Brasiliens aus Belo Horizonte und das Gruppenpha­sen-1:0 der Mexikaner gegen die DFB-Elf addiert. Fußballken­ner wussten selbstrede­nd, dass es knapper zugehen würde.

„El Tri“versuchte es mit dem bewährten Rezept: Schnelle An- griffe, ständiges Suchen nach freien Räumen, Wille zum Dribbling, all das mit großem Aufwand. Das funktionie­rte in der Sauna von Samara vor allem zu Beginn, die letzten Pässe segelten beharrlich an allen Abnehmern vorbei.

Brasiliens Teamchef Tite hat in den letzten Tagen wohl die eine oder andere WM-Partie gesehen und aus dem Scheitern und Wackeln anderer Favoriten gelernt. Die Seleção suchte von Beginn an den Weg zum Tor, übertrieb es nicht mit der Geduld.

Das sah dann so aus: Neymar schoss aus 18 Metern, MexikoGoal­ie Guillermo Ochoa ließ abprallen (6.). Neymar tanzte unwiderste­hlich durch den Strafraum, nahm das lange Eck ins Visier – Ochoa hielt die linke Pranke hin (25.). Gabriel Jesus dribbelte ähnlich sehenswert, wieder hieß die Endstation „San Ochoa“, wie der Lockenkopf in der Heimat schon genannt wird.

Wirkte Mexiko anfangs besser, nahmen brasiliani­sche Angriffe gegen Ende von Halbzeit eins überhand. Die Pause änderte wenig, Ochoa bestand seine bis dahin schwerste Prüfung gegen Coutinho (47.). Der Gegenzug ergab eine tolle Konterchan­ce, die Hirving Lozano mit einem schlecht beratenen Schuss verschenkt­e. Derlei wird bestraft: Der schnelle Willian beamte sich förmlich in den Strafraum, spielte quer, Neymar grätschte den Ball über die Linie (51.).

Paulinho hatte das 2:0 auf dem Fuß, Ochoa verweigert­e (59.). Als nächstes versuchte es Willian, der Mexiko-Keeper hätte da schon einen Mehrarbeit­szuschlag einkassier­en müssen, reagierte wieder grandios (63.). Bei Neymars Abschluss durfte er ausnahmswe­ise aussetzen, der ging von alleine vorbei (68.).

Die Gegenwehr der nun auch physisch unterlegen­en Außensei- ter kam dann abseits des Feldes: Miguel Layún stieg Neymar auf das Schienbein, der überschlug sich förmlich vor Schmerzgeb­ärden. Keine Karte.

Brasilien gab sich danach mit einer matten Partie zufrieden, hin und wieder unterbrach­en mexikanisc­he Härteexzes­se die allgemeine Ungefährli­chkeit. In der 89. Minute entschied der eingewechs­elte Roberto Firmino die Partie. Er traf, nachdem Ochoa einen Neymar-Roller entscheide­nd abgelenkt hatte.

Brasilien hatte seine erste Feuerprobe bestanden, hatte die anfangs gefährlich­en Mexikaner über weite Strecken kontrollie­rt. Extraschic­hten im Abschlusst­raining wären wohl kein Schaden. Im Viertelfin­ale muss Trainer Tite jedenfalls auf Real-Madrid-Profi Casemiro verzichten, der Mittelfeld­mann ist nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt.

 ??  ?? Neymar pflegt die Öffentlich­keit nach Attacken gegen ihn gerne auf den Arm zu nehmen. Nach seinem Treffer gegen Mexiko nahm ihn Paulinho allerdings auf die Schultern.
Neymar pflegt die Öffentlich­keit nach Attacken gegen ihn gerne auf den Arm zu nehmen. Nach seinem Treffer gegen Mexiko nahm ihn Paulinho allerdings auf die Schultern.
 ??  ?? Mexikos Goalie Guillermo Ochoa stemmte sich gegen die Niederlage. Bei Brasilien überragte Willian, während sich Neymar auch wieder als sterbender Schwan gefiel.
Mexikos Goalie Guillermo Ochoa stemmte sich gegen die Niederlage. Bei Brasilien überragte Willian, während sich Neymar auch wieder als sterbender Schwan gefiel.
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