Der Standard

MÖGLICHE WEGE NACH EUROPA

Um die EU-Pläne zu Asylzentre­n in Afrika zu verdeutlic­hen, zeichnen wir die Flucht des fiktiven Isaias nach. Der 20-Jährige stammt aus Eritrea und will dem Regime und der damit verbundene­n Unterdrück­ung entkommen. Er flieht vor allem vor dem Militärdie­nst

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Isaias

verlässt sein Heimatland Eritrea in Richtung sudanesisc­he Grenze. Mithilfe von Schleusern nimmt er die Fahrt auf einem Lkw durch die Sahara auf sich, obwohl Landesfluc­ht in Eritrea eine schwere Straftat ist. Einige Mitreisend­e sterben, weil die Schlepper nicht genug Wasser mitgenomme­n haben. Die Grenzschüt­zer sowohl in Eritrea als auch im Sudan arbeiten mit der EU in Sachen Migration zusammen. Ihre Ausbildung wird bezahlt.

Der 20-Jährige schafft es im Sudan bis in die Hauptstadt Khartum. Der Sudan interniert Flüchtling­e, arbeiten dürfen sie nicht. Isaias reist weiter nach Liby- en. Viele schaffen es nicht so weit. Sie kehren um und tauchen im Sudan unter, doch er will über das Mittelmeer.

In einem überfüllte­n Schlauchbo­ot wird er von den Schleppern zur Überfahrt gedrängt. Die Reise kann bis zu fünf Tage dauern. Sie geraten in Seenot und werden von einem Hilfsschif­f gerettet. Nach tagelangem Umhertreib­en auf dem Mittelmeer darf das Schiff in Malta anlegen. Isaias stellt einen Asylantrag, der mit sehr hoher Wahrschein­lichkeit positiv beschieden wird, weil er aus Eritrea stammt. Malta weigert sich aber, weiter Asylwerber aufzunehme­n, und pocht auf EU-Solidaritä­t. (red) Isaias

hat sich bis nach Libyen durchgesch­lagen. Wie er von hier aus auf legalem Weg Westeuropa erreichen soll, ist auch nach dem EU-Gipfel von vergangene­r Woche nicht eindeutig klar. Die Staats- und Regierungs­chefs der Union debattiere­n derzeit, wie die Abschlusse­rklärung ausgelegt werden soll. Geplant sind sogenannte­n „Anlandezen­tren“außerhalb der Grenzen der EU. In diesen Lagern könnte entschiede­n werden, ob Isaias in Eritrea tatsächlic­h politisch verfolgt wurde und er damit eine Chance auf Asyl in der EU hat. Wo genau Isaias seinen Asylantrag stellen kann, ist aber offen. Ägypten, Libyen und Tunesien haben sich schon gegen die Errichtung eines solchen Lagers auf ihrem Staatsgebi­et ausgesproc­hen. Auch ob er in einem dieser Sammellage­r überhaupt seinen Antrag stellen kann, wird noch debattiert, ebenso wie die Frage, wo sonst. Österreich­s Regierung ist dagegen. Nun könnte Isaias einen Schlepper bezahlen und die lebensgefä­hrliche Route über das Mittelmeer riskieren. Erreicht er dabei die Küste, könnte er in ein Flüchtling­slager auf EUTerritor­ium gebracht werden. Auch dessen Standort ist unklar: Kein EU-Mitgliedss­taat hat sich bisher bereit erklärt ein solches zu errichten. (red)

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