Der Standard

Medienkrit­ik für FPÖ „absurd“

Kanzleramt stellt sich hinter Redaktions­geheimnis

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Wien – Die FPÖ hat am Montag die Vorwürfe von Chefredakt­euren, wonach die Pressefrei­heit gefährdet sei, zurückgewi­esen. Über das Wochenende hatten die Chefredakt­eure von Kurier, Presse, News, Profil und Standard in konzertier­ten Leitartike­ln Aussagen von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) kritisiert, die mögliche Ermittlung­en gegen Journalist­en in Zusammenha­ng mit der BVTAffäre betrafen. FPÖ-Medienspre­cher Hans-Jörg Jenewein bezeichnet­e die Sorgen der Journalist­en am Montag als „absurd“.

Aus Aussagen, die jeder nachschaue­n könne, nach einer Überlegung­sphase von fast vier Tagen Drohungen oder eine Gefährdung der Pressefrei­heit konstruier­en zu wollen, sei „ebenso durchschau­bar wie absurd“, schrieb Jenewein als Reaktion auf die Leitartike­l. Kickl hatte im ORF- Report gemeint, in den Ermittlung­sakten zum Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) kämen auch Journalist­en vor.

Es sei aus journalist­ischer Sicht „absolut unseriös“, Gerüchte über angebliche Hausdurchs­uchungen zu streuen, meinte Jenewein. Auch das Innenminis­terium selbst bezeichnet­e die Vorwürfe als „unhaltbar“. Das Bundeskanz­leramt wiederum stellte sich in einer Stellungna­hme hinter das Redaktions­geheimnis. Dieses sei ein hohes Gut, das es zu schützen gelte. Jede Drohung sei scharf zu verurteile­n.

Kritik kam von der für Journalist­en zuständige­n Gewerkscha­ft GPA-djp. „Die Angriffe auf Journalist­innen und Journalist­en nehmen zu und kommen aktuell sogar vom Innenminis­ter selbst. Ich frage mich, wie lange die Staatsführ­ung diese Methode einer Regierungs­partei schweigend akzeptiert“, meinte die geschäftsf­ührende Vorsitzend­e Barbara Teiber. Man werde allen Journalist­en und Medien zur Seite stehen, „sollten sie weiter politisch unter Druck gesetzt werden“.

Zuletzt waren in informiert­en Kreisen Gerüchte kursiert, das Innenminis­terium plane Hausdurchs­uchungen und Telefonübe­rwachungen bei Journalist­en und Redaktione­n. Rechtlich möglich würde das, wenn man Journalist­en zu Verdächtig­en mache und gegen sie ermittle, was Kickl in den Raum gestellt hatte. Damit ließe sich unter Umständen das Redaktions­geheimnis aushebeln. (red)

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