Achtelfinale der kleinen Außenseiter
Dienstag, 16 Uhr: Schweden und Schweiz duellieren sich mit starken Kollektiven
St. Petersburg – In der Stadt des großen Peter, in einem Stadion, das dem Vernehmen nach beinahe eine Milliarde Euro gekostet hat, treffen am Dienstagnachmittag zwei Außenseiter aufeinander, die sich in der Vorrunde zu einer beachtlichen Größe gespielt haben. Die Schweiz hat zum Auftakt Brasilien ein Remis abgerungen. Schweden hat die Deutschlandgruppe überstanden.
Valon Bahrami, der die Nati als Kapitän gegen die Schweden führen wird, sagt: „Es ist eine verrückte Weltmeisterschaft, bei der alles passieren kann. Wenn du siehst, dass Deutschland rausgeflogen ist, dann dürfen wir schon auch stolz darauf sein, dass wir noch dabei sind.“
Im Achtelfinale geht es gegen Schweden. Und das, ist Bahrami überzeugt, „ist machbar“. Freilich hätten die Skandinavier „eine gute Mannschaft. Trotzdem haben wir gegen sie eine große Chance, endlich diesen weiteren Schritt zu machen.“Der wäre das Viertelfinale. Zum ersten Mal seit 1954, als in der Hitze von Lausanne Österreich im torreichsten Spiel der WM-Geschichte 7:5 gewann. Schweden war dagegen vor 24 Jahren in den USA letztmals unter den letzten Acht und schied erst im Elfmeterschießen gegen Rumänien aus.
Die Kindeskinder der 54er mussten nach dem Spiel gegen Serbien 25.000 Dollar Strafe zahlen. Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka formten beim Torjubel provokant den albanischen Doppeladler, Verteidiger Stephan Lichtsteiner tat es ihnen gleich. Lichtsteiner und sein Abwehrkollege Fabian Schär sind gelbgesperrt.
Das könnte vielleicht die Lücke sein, durch welche Schweden ins Viertelfinale stürmt. Seit Zlatan Ibrahimović emeritiert ist, liegt die Stärke der Mannschaft in der Mannschaft selbst.
Das zeigte sich auch in der beeindruckenden Rückendeckung, die der gesamte Kader dem Jimmy Durmaz gegeben hat. Durmaz, Sohn assyrischer Türken, hatte das Foul begangen, aus dessen Freistoß Toni Kroos den späten deutschen Siegestreffer erzielte. Die Folge war ein ziemlich rassistisch konnotierter Shitstorm. Durmaz, Martin Olsson, Isaac Kiese Thelin und Marcus Berg saßen eine lange Nacht beisammen. „Wir haben darüber gesprochen, wie wir als Nächstes reagieren sollen.“Herausgekommen ist das mittlerweile schon virale „Fuck rassism“-Video.
Für viele Beobachter war dieser Akt der Solidarität mit ein Grund für die Spielstärke beim 3:0 gegen Mexiko. Und ein entscheidender Unterschied zu Deutschland, das sein Erdogan-Özil-GündoganProblem wegzuschweigen versucht hat. (sid, wei)