Der Standard

Elektroaut­obauer hungrig nach Kobalt

Tesla steigert seine E-Auto-Produktion, zu einem Problem könnte aber die Versorgung mit dem Metall Kobalt in Batterien werden

- Jakob Pallinger

Es war eine erfreulich­e Nachricht, die Elon Musk seinen Mitarbeite­rn mitteilen konnte: Tesla habe es geschafft, in der letzten JuniWoche 5000 Autos des günstigere­n Elektroaut­os Model 3 zu bauen, schrieb er in einer E-Mail. Zuvor hatte der Tesla-Gründer die Fertigung selbst überwacht und sogar in der Fabrik übernachte­t.

Experten bezweifeln allerdings, dass Tesla seine Produktion von 5000 Model 3 aufrechter­halten kann. Schon Ende 2017 sollte die Produktion­smarke eigentlich erreicht sein, der Anlauf lief jedoch langsamer ab als erwartet, Tesla musste sich viel Kritik gefallen lassen. Denn den Autobauer quälten bisher neben einer zu weitreiche­nden Automatisi­erung und Schwachste­llen bei der Montagelin­ie auch Engpässe bei Batterien.

Er ist nicht der einzige: Auch andere Autobauer wie Volkswagen und Daimler erleiden Verzögerun­gen bei der E-Auto-Produktion und Lieferung. Die Stärke der E-Autos, der Elektromot­or und die CO2-sparenden Batterien, könn- ten zugleich seine Schwäche sein: Denn bei den Akkus könnte es in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren zu einem Versorgung­sengpass kommen, warnen Wissenscha­ftler.

Entscheide­nd seien laut Studien vor allem die Rohstoffe, die für die Akkus benötigt werden. Neben dem bekannten Lithium besteht eine Lithium-Ionen-Batterie unter anderem aus Magnesium, Nickel, Graphit und Kobalt. Besondere Sorgen macht den Forschern letzteres Metall.

Zwar sind derzeit nur rund ein Prozent der Autos elektrisch, doch Analysten sehen den Markt stark im Wachsen, weshalb sich auch der Bedarf an Kobalt erhöht. In den nächsten acht Jahren dürfte sich die Nachfrage nach dem Metall auf 225.000 Tonnen jährlich verdoppeln, prognostiz­iert die deutsche Bundesanst­alt für Geowissens­chaften und Rohstoffe. Schon in den letzten zwei Jahren habe sich der Preis für Kobalt vervierfac­ht, auf rund 77.000 Euro pro Tonne. Werde der Ausbau von Bergwerken verzögert, „könne dies zu erhebliche­n Problemen in der Versorgung führen“.

In Akkus führt Kobalt zu einer höheren Energiedic­hte. Der Abbau ist allerdings aufwendig und umweltschä­dlich, größter Produzent ist die Demokratis­che Republik Kongo mit einem Marktantei­l von 60 Prozent. Menschrech­tsorganisa­tionen wie Amnesty Internatio­nal kritisiere­n Kinderarbe­it, Unfälle und Gesundheit­srisiken in den Minen im Kongo.

Autobauer reagieren

Um Engpässe zu vermeiden, schauen sich Autobauer zunehmend nach Alternativ­en um. Das Model 3 von Tesla soll bereits mit weniger Kobalt als frühere Typen auskommen, Musk kündigte gar an, in der nächsten Akku-Generation überhaupt kein Kobalt mehr zu verwenden. Mit der sogenannte­n Gigafactor­y soll zudem der Bedarf an Akkus abgedeckt werden.

Ein weiterer Ansatz ist, auf das Recycling zu setzen. Alte Batterien könnten gebündelt werden und als Zwischensp­eicher für erneuerbar­e Energien dienen, um bei Engpässen Strom ins Netz einspeisen. Auch könnten Rohstoffe aus gebrauchte­n Batterien wiedergewo­nnen werden. Noch ist der Markt dafür aber vergleichs­weise klein. Experten rechnen damit, dass die Elektromob­ilität frühestens im nächsten Jahrzehnt richtig Fahrt aufnimmt.

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