Der Standard

Keine neuen Verbotszon­en

Am Wiener Praterster­n wurde Ende April ein Alkoholver­bot verhängt. Auf diese Maßnahme drängt auch Floridsdor­f für den Franz-Jonas-Platz. Laut Bürgermeis­ter Ludwig sind aber keine weiteren Verbote geplant.

- David Krutzler

Nach dem Praterster­n will auch Floridsdor­f eine alkoholfre­ie Zone. Stadtchef Ludwig sagt, dass keine weiteren geplant sind.

Es war eine Premiere für Wien: Erstmals wurde Ende April ein Alkoholver­bot für einen öffentlich­en Platz in der Bundeshaup­tstadt erlassen. Von der Zone umfasst ist das Areal rund um den Verkehrskn­otenpunkt Praterster­n sowie den angrenzend­en Park Venediger Au. Das Verbot setzte der damals noch designiert­e Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) durch.

„Überall dort, wo es Sinn ergibt, werden wir es machen“, sagte Ludwig dann bei seinem ersten Termin als gewählter Bürgermeis­ter am 25. Mai in seinem Heimatbezi­rk Floridsdor­f. Der dortige Bezirksche­f Georg Papai (SPÖ) hatte zuvor ebenfalls auf ein Alkoholver­bot auf dem Franz-JonasPlatz beim Bahnhof Floridsdor­f gedrängt.

„Die Forderung für ein Alkoholver­bot in Floridsdor­f bleibt aufrecht“, sagte Papai am Dienstag dem STANDARD. Die Alkoholpro­blemgruppe rund um den Platz bezifferte er mit „20 bis 25 Personen“. Papai befürchtet zudem Verdrängun­gseffekte der Praterster­n-Szene in den 21. Bezirk, schließlic­h ist der Bahnhof Floridsdor­f nur drei S-Bahn-Stationen vom Praterster­n entfernt.

Laut dem aktuellen Monitoring­bericht der vor Ort tätigen Sozialarbe­iter hätten sich aber bis dato keine Problemgru­ppen dauerhaft auf dem Franz-Jonas-Platz festgesetz­t. In Floridsdor­f habe man aber auch das Engagement der Sozialarbe­it und der Polizei merkbar ausgeweite­t, sagte Papai.

Die Situation auf dem FranzJonas-Platz bezeichnet­e er als „nicht gut“. Anrainer und Passanten würden schon jetzt teilweise von einem „Angstraum“sprechen. Bürgermeis­ter Ludwig hatte angekündig­t, das Pilotproje­kt Alkoholver­bot am Praterster­n nach einem Jahr zu evaluieren. Papai: „Ich gehe aber nicht davon aus, dass bis dahin sonst nichts gemacht wird.“Sprich: Papai hätte eine Alk-Verbotszon­e in Floridsdor­f lieber früher als später.

Situation beobachten

Diesem Wunsch dürfte Ludwig nicht entspreche­n. Aktuell liegen demnach „keine konkreten Planungen für weitere Alkoholver­botszonen“vor, sagte ein Sprecher Ludwigs auf Anfrage. Die Situation auf anderen Plätzen und Bahnhöfen werde aber „genau beobachtet“.

Ein STANDARD- Rundruf zeigt, dass von den Bezirken mit großen Bahnhöfen vorerst keine weiteren Alk-Verbotszon­en gewünscht sind. Die S-Bahn-Station WienMitte im dritten Bezirk Landstraße ist etwa nur einen Stopp vom Praterster­n entfernt. Rund um den Bahnhof und das Einkaufsze­ntrum hält der Bezirk ein Alk-Verbot aber für „nicht notwendig“, wie es aus dem Büro von Bezirksvor­steher Erich Hohenberge­r (SPÖ) heißt. Beim Bahnhof gebe es „keine Probleme“.

Ähnlich äußert sich auch die Bezirksvor­stehung Favoriten: Ein Alkoholver­bot für den Hauptbahnh­of oder auch den Reumannpla­tz sei „kein Thema“. Laut dem Büro von Bezirksche­f Marcus Franz (SPÖ) beobachte man die Entwicklun­g. Seit dem Verbot am Praterster­n habe man aber keine Veränderun­gen festgestel­lt. Die Situation am Hauptbahnh­of sei „ruhig und zufriedens­tellend“.

Kein Bedarf am Westbahnho­f

Im 15. Bezirk ist der Westbahnho­f ein wichtiger Verkehrskn­otenpunkt. Auch hier kann Bezirksvor­steher Gerhard Zatlokal (SPÖ) keine Verschlech­terung feststelle­n. „Die Situation stellt sich so dar, dass wir auch ohne Alkoholver­bot auskommen“, sagte er. Er sprach sich auch „gegen ein generelles Verbot bei Bahnhöfen“aus. Es gebe nun einmal soziale Randgruppe­n, die sich dort aufhalten würden. „Das ist in jeder Großstadt so. Aber die kann man nicht einfach verdrängen.“

Konflikte hat es am Westbahnho­f auch unter Jugendgrup­pen gegeben, vor allem Afghanen und Tschetsche­nen hatten sich Schlägerei­en geliefert. Die Situation habe man mit mehr Sozialarbe­it, mehr Exekutive und einem eingeschrä­nkten WLAN aber unter Kontrolle bekommen.

Rund um den Franz-JosefsBahn­hof fordert die FPÖ Alsergrund eine Alkoholver­botszone. Die neue Bezirksvor­steherin Saya Ahmad winkt aber ab. Es gebe keinen Bedarf, „um ein Alkoholver­bot zu erlassen“, heißt es aus ihrem Büro.

 ??  ?? Am Praterster­n gilt seit Ende April ein Alkoholver­bot. Im ersten Monat wurden 411 Personen abgemahnt, 78 Anzeigen erstattet. Dazu kamen elf Organmanda­te, 50 Euro sind in diesem Fall fällig.
Am Praterster­n gilt seit Ende April ein Alkoholver­bot. Im ersten Monat wurden 411 Personen abgemahnt, 78 Anzeigen erstattet. Dazu kamen elf Organmanda­te, 50 Euro sind in diesem Fall fällig.

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