Der Standard

Trump baut vor dem Nato- Gipfel Drohkuliss­e gegen Partner auf

US-Präsident forderte laut Medienberi­chten einige Länder in Briefen auf, ihre Verteidigu­ngsausgabe­n zu erhöhen

-

Washington/Berlin – „Wie wir während Ihres Besuchs im April besprochen haben, wächst in den Vereinigte­n Staaten die Frustratio­n darüber, dass einige NatoVerbün­dete die Ausgaben nicht wie versproche­n erhöht haben.“

So klingt es, wenn US-Präsident Donald Trump die Geduld mit der deutschen Bundeskanz­lerin Angela Merkel verliert. Kundgetan hat er seinen zunehmende­n Ärger laut einem Bericht der New York Times bereits im Juni in Briefform.

In diesem besteht Trump darauf, dass die Nato-Partner – wie 2014 vereinbart – spätestens 2024 jeweils zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für die eigene Verteidigu­ng ausgeben. Davon seien diese noch weit entfernt. Auch Norwegen, Belgien, Italien Portugal, Spanien, die Niederland­e und Kanada sollen solche blauen Briefe erhalten haben.

Dass Deutschlan­d im Fokus steht, liegt auch an den deutschen Etatplänen. Der Entwurf aus dem Berliner Finanzmini­sterium für 2019 sieht zwar eine kräftige Steigerung des Militärhau­shalts um rund vier Milliarden Euro auf 42,90 Milliarden Euro vor. Damit steigt die sogenannte Nato-Quote für die Verteidigu­ngsmittel aber nur auf 1,31 Prozent von 1,24 Prozent und sinkt danach bis 2022 wieder auf 1,23 Prozent.

Schon vor wenigen Tagen ist außerdem „durchgesic­kert“, dass Trump das Pentagon damit beauftragt haben soll, den Abzug der 35.000 US-Soldaten aus Deutschlan­d zu prüfen. Der Zeitpunkt, so vermuten Beobachter, sei so kurz vor dem Nato-Gipfel kein Zufall.

Eklat befürchtet

Trump hatte bereits beim NatoGipfel vor einem Jahr einen Eklat verursacht, als er die Verbündete­n mit harscher Kritik brüskierte. Zudem bekannte er sich damals entgegen den Erwartunge­n der Alliierten nicht zu Artikel fünf der Nato-Charta, also der gegenseiti­gen Beistandsp­flicht, die das Funda- ment der Militärall­ianz bildet. Nun wird ein ähnliches Szenario auf dem diesjährig­en Gipfel kommende Woche in Brüssel befürchtet. „Ein Gipfel ohne große Nachrichte­n wäre ein guter Gipfel“, zitierte Foreign Policy einen europäisch­en Diplomaten. Derzeit befürchtet­en allerdings viele einen Eklat.

Hinzu kommt, dass Trump kurz nach dem Gipfel in Helsinki Russlands Präsident Wladimir Putin trifft. Auch hier gibt es Befürchtun­gen, dass Trump wie schon gegenüber Nordkorea weitreiche­nde Zugeständn­isse machen könnte, die der bisherigen Haltung der USA und des Westens widersprec­hen. (mhe, red)

 ?? Foto: AP / Evan Vucci ?? Ärgert sich über die deutschen Etatpläne: US-Präsident Trump.
Foto: AP / Evan Vucci Ärgert sich über die deutschen Etatpläne: US-Präsident Trump.

Newspapers in German

Newspapers from Austria