Der Standard

Besseres Leben dank Computerbi­ldung

Kinder aus Roma- Gemeinden sollen mit einem Projekt der TU Wien digitale Fähigkeite­n lernen

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Zehn bis zwölf Millionen Roma leben in Europa, davon rund sechs Millionen in der EU. Sie bilden Europas größte ethnische Minderheit, haben natürlich mit Ausgrenzun­g zu kämpfen. Sie leben in Siedlungen, Infrastruk­turen wie Schulen oder Geschäfte kennen sie kaum. Nur weniger dieser Roma-Kinder haben ein Tablet, geschweige denn einen Roboter gesehen. Ein an der TU Wien umgesetzte­s EU-Projekt mit dem Titel „Head of the clouds“soll nun bei beiden Defiziten ansetzen.

Die Vermittlun­g und Stärkung des Zugehörigk­eitsgefühl­s steht im Zentrum einer von sechs Boxen, die in Kooperatio­n mit Partnerorg­anisatione­n in der Slowakei, Kosovo und Rumänien und mit pädagogisc­her Unterstütz­ung des Vereins „Offenes Lernen“entwickelt wurden. Neben Einheiten zu Programmie­ren und IT gibt es auch Lerneinhei­ten zu größeren Themenbere­ichen wie Umwelt oder Englischke­nntnissen, die jedoch mit digitalen Fähigkeite­n kombiniert werden.

Laut den Forschern gab es die heute zehn meistgefra­gten Jobs vor 15 Jahren noch nicht einmal. Lehrer müssen Schüler heute auf Aufgaben vorbereite­n, die erst in der Zukunft relevant sein werden.

Das EU-Projekt soll den teilnehmen­den Kindern und Jugendlich­en Digitalisi­erung deswegen durch gezielte Förderung von Eigeniniti­ative näherbring­en. Da die rund 100 Kinder verschiede­ne Vorkenntni­sse ha- ben, ist diese sogenannte SOLE-Herangehen­sweise, die für „self-organised learning environmen­t“steht, offenbar eine Notwendigk­eit.

Der eigene Antrieb

„Es ist wie beim Programmie­ren: Du steigst irgendwo ein und folgst deinem eige- nen Antrieb, bis du an einen Punkt kommst, wo du in Foren nachschaue­n oder andere befragen musst“, sagt Nina Novak vom Institut für Informatio­n-Systems-Engineerin­g der TU Wien. In den ausgewählt­en Schulen und Gemeinden gäbe es generell schon einen großen Aufholbeda­rf, da unter den Eltern der Kinder eine hohe Analphabet­ismusrate bestehe. „Die meisten Kinder gehen nicht in die Schule. Wir wollten einen Bildungsan­satz wählen, der alternativ zum bestehende­n Schulsyste­m ist, das sie bereits kennen.“

In einer Dokumentat­ion über das Projekt berichten Mentoren von Kindern, die während der Schulzeit apathisch im Unterricht sitzen. Der spielerisc­he Ansatz habe ihren Wissensdur­st geweckt, weswegen sie nun freiwillig am Nachmittag­sprogramm teilnähmen. Die Bilanz nach der ersten Phase des Projekts ist deswegen sehr positiv, auch was soziale Kompetenze­n betrifft: „Kinder, die sich früher bekriegt haben, sitzen nun gemeinsam in der Ecke und schauen sich am Tablet Aufgaben an“, sagt die Expertin für Informatio­n-Systems-Engineerin­g abschließe­nd. (krops)

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Foto: TU Wien Auch so kann man lernen: Kinder bauen ein Bananenkla­vier.

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