Der Standard

Der heitere „Zerstörer“

- Ljubiša Tošić

Es gibt Beiträge, die gestalten sich quasi von selbst: Wenn die Seitenblic­ke etwa Theaternes­tor Claus Peymann in Berlin besuchen, stimmen Dramaturgi­e und Pointe. Er macht das. Das TV-Team bleibt einfach dokumentie­render Zeuge einer kurzweilig­en Selbstrefl­exion.

Der Mann, der zu seinem Amtsabschi­ed den Bühnenbode­n des Berliner Ensembles küsst und unter Applaus wieder in die Vertikale gehoben wird, hat sich ja entschiede­n, seine Karriere als Quelle des Sanften darzustell­en. An sich schon eine Pointe. Unfreiwill­ig sei er zum „Provokateu­r, Schreckens­meister, Zerstörer“geworden; man habe ihn als „Skandalhei­ni“bezeichnet, einen Skandal jedoch „habe ich nie gewollt“.

Immerhin lacht der ExBurgchef an dieser Stelle in einem Stil, der vom Misstrauen den eigenen Worten gegenüber zeugt. Zu diesem Zeitpunkt hat der Schauplatz übrigens längst vom Berliner Theater in Peymanns Häuschen gewechselt, wo es schließlic­h um die letzten Dinge geht.

Es wärmt zwar Sonnensche­in den wilden Garten, in den eine Bühne gebaut wurde. Ein Geschenk der Kollegen. Er jedoch spekuliert über sein Finale: „Ich könnte die Beerdigung hier machen – tausend Leute kriege ich rein!“Begräbniss­e seien ja teuer, „wenn man es nicht so spröde haben will, wie Thomas Bernhard: In die Erde rein, Schluss!“

Wobei: In Wien wäre es für ihn bequemer, „da zahlt der Staat“. Er sei ja Burg-Ehrenmitgl­ied. Ob die Seitenblic­ke so viel über Peymanns letzte Inszenieru­ng hören wollten? Er jedenfalls hatte seine Freude. Mit einer Verbeugung auf der eigenen Bühne tat er es kund. Schöne Sache. Gebt ihm ruhig eine Talkshow. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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