Martin Prinz
„Das ist nicht einmal zu wenig“
Der Bachmann-Preis ist eine Sportveranstaltung. Leider schämt er sich dafür. Vor Jahren wurde zur Ablenkung ein Fußballspiel ins inoffizielle Programm genommen, einmal spielte ich mit. In jüngerer Zeit wird zudem um die Wette geschwommen. Darauf verzichte ich wie auf das Wettlesen. Ich gebe zu, leicht fällt mir das nicht. Wettkämpfen bin ich nie abgeneigt. Ich sprinte auch nach 220 Kilometern im Zieleinlauf des verrücktesten Skilanglaufrennens der Welt. Aus purer Lust und ohne Gegner. Einfach losstürmen, so würde ich liebend gern auch mit Kolleginnen und Kollegen loslesen: Loslesen und lostrinken, losstreiten und losträumen. Ganze Bücher würden wir lesen, kreuz und quer, uns ins Wort fallen und in die Haare kriegen, uns lieben und hassen, weil es um alles ginge. Um Leben und Tod, weil im Schreiben nichts anderes der Fall sein kann. Doch es geht um den Bachmann-Preis, und ich verlaufe mich. Sätze, tausendmal gehörte Sätze über den Bachmann-Preis schleichen sich in gespieltem Ernst an und lassen in meinem Kopf eine der unzähligen Diskutieren-wir-über-den-Bachmann-Preis-Diskussionen aufplatzen. Hallo, Kopf!! Was willst du über den Bachmannpreis verhandeln?
Ob im Sportiven oder Ästhetischen, im Soziologischen oder Politischen. Bei allem, was Literatur ist und kann, wird auf dieser Bühne bestenfalls gespielt, als ob es um etwas ginge. Das ist nicht einmal zu wenig: Das ist nichts.
Martin Prinz (45) schrieb zuletzt „Die unsichtbaren Seiten“.