Der Standard

Drei Lehren für Kurz

- Thomas Mayer

Der Auftritt von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz im EU-Parlament und die Debatte zum österreich­ischen EU-Vorsitz brachte drei wesentlich­e Erkenntnis­se. Erstens, und das war doch überrasche­nd: Die Regierungs­beteiligun­g der FPÖ wird auf der europäisch­en Ebene inzwischen offensicht­lich als ein viel geringeres Problem angesehen, als viele hierzuland­e annehmen. Der Name FPÖ wurde nicht einmal in den Mund genommen. Hätte der grüne Mandatar Michel Reimon nicht angemerkt, dass der Kanzler mit einer „rechtsextr­emen Partei“koaliere, wäre direkte Kritik an den EU-skeptische­n Freiheitli­chen praktisch ausgeblieb­en. Man hat mit Viktor Orbán und Matteo Salvini nun ganz andere Probleme. Man glaubt Kurz.

Zweitens: Die Parlamenta­rier haben sich mit dem Kanzler einen kritischen, aber in der Sache überaus gepflegten Austausch geliefert. Kurz war etwas kühl, aber er hat bei den Fraktionen mit seiner ruhigen Art Eindruck gemacht. In Straßburg sah man einen ÖVP-Chef, der ein Bekenntnis zu Europa und seinen Werten ablegte, wie er das in Österreich so klar nicht tut. „Ohne Wenn und Aber“gälten die Werte der EU, für seine Generation der Anfang 30-Jährigen sei das gemeinsame Europa eine absolute Selbstvers­tändlichke­it.

Drittens: Das Migrations­thema überragt alle anderen Themen bei weitem. Kurz müsste da beruhigen, weicher werden, für humanitäre Politik eine Lanze brechen, nicht nur für Sicherheit­sbedenken.

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