Der Standard

Der umstritten­e Gast bleibt in Wien von Kritik fast unbehellig­t

Irans Präsident Hassan Rohani warb beim Staatsbesu­ch für weitere wirtschaft­liche Zusammenar­beit mit Österreich

- Fabian Sommavilla

Wien – Nach der kurzfristi­gen Absage des Staatsbesu­chs von Irans Präsident Hassan Rohani im März 2016 hat es diesmal geklappt – auch trotz des veritablen diplomatis­chen Eklats vom Vortag, als nach dem Bekanntwer­den von Anschlagsp­länen in Paris einem iranischen Botschafts­mitarbeite­r in Österreich der Diplomaten­status aberkannt wurde. Bei brütender Hitze und strahlende­m Sonnensche­in marschiert­en Garde und Militärmus­ik zu den Klängen von Dem Land Tirol die Treue auf den Inneren Burghof, um Rohani mit militärisc­hen Ehren zu begrüßen. Vorher hatten bereits mehrere Sprengstof­fspürhunde, Personensc­hützer und Eliteeinhe­iten von Polizei und Militär den Platz durchkämmt, begleitet vom Dauerlärm der rotierende­n Polizeihub­schrauber.

An die hundert Fotografen und Journalist­en versuchten dann, ein Bild zu erhaschen, als der Gast aus der schwarzen Diplomaten­limousine stieg, um von Präsident Alexander Van der Bellen empfangen zu werden. Protestruf­e gab es keine, wurden irankritis­che Demonstran­ten doch jenseits des Heldenplat­zes verbannt. Es folgte ein Vieraugeng­espräch.

Kritik an USA wegen Ausstieg

Die anschließe­nden Pressestat­ements waren so kurz wie erwartbar. Van der Bellen bekräftigt­e die wirtschaft­lichen und kulturelle­n Beziehunge­n mit dem Iran und hob Wien als exzellente­n diplomatis­chen Boden hervor, was Rohani dankend bestätigte. Das Atomabkomm­en müsse als „Schlüssele­lement für die Nichtverbr­eitung von Nuklearwaf­fen“erhalten bleiben, auch nach dem Austritt der USA. Rohani bestätigte, dass der Iran diese Intention auch verfolge, „solange wir davon profitiere­n“und die anderen Staaten den Fortbestan­d der Vereinbaru­ng in einer für den Iran zufriedens­tellenden Form garantiere­n können.

Nach dem Wechsel von der Präsidents­chaftskanz­lei über den Ballhauspl­atz ins Kanzleramt folgte eine Unterredun­g Rohanis mit Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. Im anschließe­nden Pressestat­ement waren wie schon am Vormittag keine Journalist­enfragen erlaubt – eine Vorbedingu­ng für das Treffen, wie man inoffi- ziell hörte. Zu heikel hätten Fragen rund um die Israel-Thematik oder den Diplomaten-Eklat ausfallen können.

Bundeskanz­ler Kurz sprach beides kurz an. Er bedankte sich bei Rohani für das Verspreche­n, unterstütz­end bei der „vollen Aufklärung“mitzuwirke­n, und betonte, dass die Sicherheit Israels für Österreich nicht verhandelb­ar wäre. Rohani dagegen kritisiert­e die „zionistisc­he Politik“von Israels Regierung für ihre „Unterstütz­ung des IS“, betonte aber, sonst kein Problem mit den Juden zu haben.

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