Der Standard

Ciao, Familienun­ternehmen

Der Ausverkauf von Familienun­ternehmen in Italien geht weiter: Die Private-Equity-Firma CVC übernimmt 51 Prozent des Pharmakonz­erns Recordati.

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Mailand – Mit dem Pharmaunte­rnehmen Recordati ist ein weiteres familienge­führtes Unternehme­n Italiens mehrheitli­ch in die Hände eines ausländisc­hen Investors gekommen. Die Private-EquityGese­llschaft CVC hat 51 Prozent der Gruppe, einst „Star“der Mailänder Börse, um drei Milliarden Euro übernommen. Inklusive Schulden und damit um 18 Prozent unter dem Börsenkurs von Ende Juni. Damals war das Unternehme­n 8,5 Mrd. Euro wert.

Firmenchef Andrea Recordati bleibt im Amt. Er repräsenti­ert die vierte Generation des 1926 als Apotheke gegründete­n Konzerns. Die Familie betonte, dass die Entscheidu­ng zum Verkauf einstimmig erfolgt sei, um Akquisitio­nen zu ermögliche­n. Recordati hat 2017 bei einem Umsatz von 1,3 Mrd. Euro (plus 11,6 Prozent) einen Nettogewin­n von 289 Millionen Euro erzielt. Das Unterneh- men gehört zu den vielen kleinen und erfolgreic­hen Familienun­ternehmen im Land, die zunehmend das Interesse von Investoren wecken. So wechselten in den vergangene­n Jahren auch viele Unternehme­n aus dem Luxusgüter- und Modebereic­h wie Gucci, Mandarina Duck, Krizia oder Bulgari den Besitzer.

Aber nicht nur Familienun­ternehmen sind im Visier ausländisc­her Investoren. So stieg USFonds Elliott bei Telecom Italia ein, nachdem die Franzosen (Vivendi) sich für den einstigen Staatsmono­polisten interessie­rt hatten. Die Übernahme des Hochgeschw­indigkeits­zugbetreib­ers Italo-Ntv für zwei Mrd. Euro durch den US-Fonds Global Infrastruc­ture erfolgte kurz vor dem geplanten Italo-Börsengang.

Und zu Wochenbegi­nn wurde bekannt, dass der ehemalige italienisc­he Mobilfunkb­etreiber Wind nun zur Gänze unter chinesisch­e Kontrolle gerät. Um 2,5 Mrd. Euro hat Ck Hutchison aus Hongkong den 2016 fusioniert­en Konzern Wind-H3G zur Gänze übernommen. Davor war der russische Partner VimpelCom (heute: Veon) ausgestieg­en. Bereits vor Jahren kam der Mailänder Reifenkonz­ern Pirelli unter chinesisch­e Kontrolle. Bei Fiat Chrysler soll laut Gerüchten eine Übernahme kurz bevorstehe­n. Möglicher Partner: Hyundai aus Südkorea. (tkb)

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