Der Standard

Und jetzt die Mittelmeer­route

Der deutsche Innenminis­ter Horst Seehofer und Kanzler Sebastian Kurz einigten sich zwar auf kein neues Abkommen, wollen sich jetzt aber die Südroute vorknöpfen.

- Katharina Mittelstae­dt, Michael Völker

Nach „freundscha­ftlichen Gesprächen“in Wien waren die Wogen wieder geglättet: Deutschlan­d werde Österreich auch künftig nicht für Flüchtling­e verantwort­lich machen, für die es nicht verantwort­lich ist, versichert­e der deutsche Innenminis­ter Horst Seehofer (rechts) am Donnerstag. Mit Kanzler Sebastian Kurz wolle er daran arbeiten, die Mittelmeer­route zu schließen. Keine Unterstütz­ung für die deutsche Regierung gibt es von ungarische­r Seite: Bei einem gemeinsame­n Auftritt mit Angela Merkel in Berlin kündigte Regierungs­chef Viktor Orbán an, keine Asylwerber aufzunehme­n.

Als die „Freunde“(Zitat Horst Seehofer) sich trafen, galt es einige Unklarheit­en auszuräume­n. Das scheint gelungen zu sein. Nach dem Gespräch in Wien am Donnerstag stellten alle Beteiligte­n klar: Den deutschen Innenminis­ter und die österreich­ische Bundesregi­erung umgebe immer noch ein „partnersch­aftlicher Geist“.

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bekam zuvor genau das von Horst Seehofer (CSU) zu hören, was er hören wollte: Österreich soll von Deutschlan­d auch weiterhin nicht für Flüchtling­e verantwort­lich gemacht werden, für die es bisher nicht verantwort­lich war. Und: Bayern werde keine Flüchtling­e gegen den Willen Wiens zurückstel­len. „Keine Maßnahmen zum Nachteil Österreich­s“, betonte Kurz dann auch selbst noch in seinem Pressestat­ement.

Die unangenehm­en Verhandlun­gen wird nun vorrangig Deutschlan­d führen. Mit Italien und Griechenla­nd wolle Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Abkommen schließen, erklärte Seehofer. Denn aus diesen beiden Ländern kämen drei Viertel der Flüchtling­e, die in Deutschlan­d aufgegriff­en werden. Die Dublin-Verordnung sieht vor, dass diese Länder für sie zuständig sind.

Aber auch mit Österreich wolle der Bayer an einer Schließung der „Südroute“, also der Mittelmeer­route, arbeiten. Ein entspreche­ndes Treffen der Innenminis­ter Österreich­s, Deutschlan­ds und Italiens soll kommende Woche stattfinde­n. Die „illegale Migration“über Italien müsse „gestoppt“werden, wurde am Donnerstag mehrfach wiederholt.

Ein Abkommen mit Österreich, wie es im deutschen Kompromiss zwischen CDU und CSU vorgesehen ist, wird es vorläufig nicht geben. Was Innenminis­ter Herbert Kickl anbieten will, sind gemeinsame Aktivitäte­n zum Grenzschut­z, nicht nur an der deutsch-österreich­ischen Grenze. So könne der Druck weitergege­ben werden, etwa an Slowenien, das könnte auch dazu führen, dass letztlich die EU-Außengrenz­e besser als bisher kontrollie­rt werde und weniger Flüchtling­e durchkomme­n.

Spannend wird aus österreich­ischer Sicht, wie die von Seehofer initiierte­n „Transitzen­tren“an der Grenze umgesetzt werden. Bei den deutschen Plänen blieb noch offen, ob und wie lange Schutzsuch­ende dort angehalten werden können. Zuletzt war von 48 Stunden die Rede. Nach allen Erfahrunge­n, die Österreich gemacht hat, wird man innerhalb von zwei Tagen keinen DublinFall los, wie es heißt. Innerhalb von 48 Stunden müsste die Zuständigk­eit eines anderen Landes geklärt, dessen Einverstän­dnis eingeholt und die Rückführun­g durchgefüh­rt werden. Österreich­ische Beamte halten das für nicht machbar. Sollte es den Deutschen dennoch gelingen, wäre das dann wohl ein Vorbild.

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Ein deutscher Freund in der Mitte: Heinz-Christian Strache, Horst Seehofer und Sebastian Kurz verständig­en sich in Wien.

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