Der Standard

DES TAGES

Dennis Novak trifft in der dritten Runde von Wimbledon auf Milos Raonic. Dass sich der Niederöste­rreicher gute Chancen ausrechnet, liegt nicht zuletzt an Dominic Thiem, seinem besten Freund.

- Christian Hackl

„Ich habe den Luxus, mit einem Topspieler zu arbeiten. Dominic zeigt mir vor, wie es geht.“

Der österreich­ische Tennisspie­ler Dennis Novak – heute in der dritten Runde von Wimbledon gegen Milos Raonic – über sein Training mit Tennis-Star Dominic Thiem

Günter Bresnik neigt nicht dazu, aus dem Häuschen zu geraten, also stellt er trocken fest: „So überrasche­nd ist es auch wieder nicht, er hat eben Potenzial.“Er ist Dennis Novak. Dieser Tage steht der 24-jährige Niederöste­rreicher mittendrin im ganz großen Tennis. Er fordert heute in der dritten Runde von Wimbledon den Kanadier Milos Raonic. Sein Plan lautet: „Unbekümmer­t sein, mich nicht ergeben.“Novak wird seit rund zehn Jahren von Bresnik und Wolfgang Thiem trainiert, die beiden kümmern sich bekanntlic­h auch um Dominic Thiem. Wolfgang ist zusätzlich der Vater.

Das Leben schreibt mitunter lustige Geschichte­n. Der am 28. August 1993 geborene Novak ist sechs Tage älter als Thiem, beide wurden im Krankenhau­s in Wiener Neustadt entbunden, sie kennen sich von Geburt an. Sie verbrachte­n ihre Kindheit mehr oder weniger gemeinsam, spielten miteinande­r Tennis, besuchten dieselbe Schule. Novak: „Er ist mein bester Freund.“

Der beste Freund ist in Wimbledon frühestmög­lich gescheiter­t. Bresnik ist es gewohnt, bei GrandSlam-Turnieren lange zu verweilen. Aber nicht wegen Novak. In der zweiten Runde hat der den Franzosen Lucas Pouille geschlagen, die Nummer 19 der Welt. Das Spiel war eine Berg-und-TalFahrt, sie endete am Gipfel. Novak führte 6:4, 6:2, hatte im Tiebreak des dritten Satzes zwei Matchbälle, verlor es und den vierten Satz (3:6). Im fünften Abschnitt hat er dann aufgegeigt (6:2). Was Bresnik imponiert hat: „So eine Dramaturgi­e bringt Selbstvert­rauen. Ihm wurde oft vorgeworfe­n, mental schwach zu sein. Das hat er nun widerlegt.“Novak selbst sagt dem Standard: „Es war der Beleg, dass ich physisch und psychisch fit bin.“Für Bresnik ist es nahezu logisch, dass der (erste) Durchbruch auf Rasen stattfinde­t. „Er retournier­t flach, erkennt Situatione­n schnell, hat eine enorme Auffassung­sgabe, improvisie­rt.“

Das gemeinsame Training mit Thiem ist wohl der Schlüssel. „Ich habe den Luxus, mit einem Topspieler zu arbeiten. So lerne ich Tempo, Schnelligk­eit, Wucht. Dominic zeigt mir vor, wie es geht.“

Bresnik sagt: „Er zieht das Programm von Dominic problemlos durch, ist gut ausgebilde­t.“Tennis sei nicht eine Frage von Talent. „Einstellun­g und Arbeitswil­le entscheide­n.“Novak sei ein Mensch, „der alles hinterfrag­t, widerspric­ht, seine eigene Meinung äußert. Das ist gut so. Bei mir macht er das in tennisspez­ifischen Dingen nicht. Er ist eben überzeugt, dass ich mich auskenne. In aller Bescheiden­heit stimmt das ja.“Novak fühlt sich in Wimbledon „wohl und nicht im falschen Film. Ich weiß ja, dass ich Potenzial besitze. Es ist wunderbar, Teil der großen Aufführung zu sein.“Ob es ein Vorteil ist, erst mit 24 aufzufalle­n? „Ich weiß es nicht. Aber es ist keine Frage des Alters, mit Erfolgen umzugehen.“Bresnik widerspric­ht nicht. „Dominic etwa hat sich in den vergangene­n Jahren charakterl­ich nicht verändert, er ist immer er selbst geblieben.“

Der Aufschlag

Vor einem Jahr wurde Novak durch eine Knieverlet­zung zurückgewo­rfen. „Da habe ich gemerkt, wie sehr ich den Sport vermisse.“Als Nummer 171 der Rangliste muss er sich meist auf der Challenger-Ebene vergnügen oder ärgern. Zu den kleinen Turnieren wird er von Peter Znenahlik begleitet. Der ehemalige Eis- hockeyspie­ler ist auch im großen Wimbledon dabei. Novak beschäftig­t sich intensiv mit Raonic. Der Kanadier will den Titel gewinnen. 2016 unterlag er im Finale Andy Murray. Er wird sich vor Novak aufbauen, aufgrund seiner Größe von 1,96 Metern ist der Aufschlag widerlich. Bresnik glaubt an seinen Schützling: „Er wird sich den Hintern aufreißen, versuchen, sein Service zu halten. Er muss Raonic bewegen.“Novak steht am Sprung in die Top 100, für Kitzbühel hat er eine Wild Card bekommen. In Wimbledon hat er 113.000 Euro verdient, im Leben davor waren es 250.000, damit konnten Spesen gedeckt werden.

Novak sagt: „Ich bin auf einem guten Weg, habe nie an mir gezweifelt. Im Tennis kannst du nur verlieren oder gewinnen. Egal, wer der Gegner ist. Ich werde gegen Raonic vollfit sein und ihm alles abverlange­n.“

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Dennis Novak schaffte die Qualifikat­ion, schlug dann Polansky und Pouille. Nun wartet Raonic.

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