Der Standard

Neos übten heftig Kritik – und stimmten dann doch mit ÖVP und FPÖ

Strolz kämpfte mit seiner Spucke, trotzdem sprachen die Pinken von einem Schritt in die richtige Richtung

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Wien – Für Beobachter ist die parlamenta­rische Debatte über das neue Arbeitszei­tgesetz mit einer Überraschu­ng zu Ende gegangen. Während die Neos im Plenum heftige Kritik an dem Paket von ÖVP und FPÖ geübt hatten, stimmten die Pinken der Reform dann doch plötzlich zu.

Bemerkensw­ert war das, weil NochKlubch­ef Matthias Strolz und sein Kollege Gerhard Loacker in der Sitzung bei ihren Wortmeldun­gen kein gutes Wort für die neue Regelung finden konnten. Was war geschehen? Der Abgeordnet­e Loacker sagte nach der Abstimmung, dass er und seine Kollegen schließlic­h mit viel „Bauchweh“Ja gesagt haben. Die Vorgangswe­ise der Regierung, das Gesetz ohne Begutachtu­ng im Nationalra­t einzubring­en, sei eine Frech- heit gewesen, und viele Passagen des Regierungs­vorschlage­s würden den Neos nicht gefallen.

Aber am Ende habe die Ansicht überwogen, dass das neue Paket ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist und mehr Flexibilit­ät am Arbeitsmar­kt bringt. „Es war eine 60:40-Entscheidu­ng“, so Loacker.

Aber warum dann die scharfen Wortmeldun­gen in der Debatte und keine Andeutung in der Sitzung, dass man das Gesetz mittragen wolle? Die Neos hatten einen Abänderung­santrag zum Arbeitszei­tgesetz eingebrach­t. Künftig sollen auch Führungskr­äfte der dritten Ebene von den Arbeitszei­tregelunge­n ausgenomme­n sein. Für sie gelten also die Regelungen in dem Gesetz zu Überstunde­nbezahlung und Höchst- arbeitszei­t nicht. Bisher waren nur leitende Angestellt­e und die unmittelba­re Unternehme­nsführung vom Arbeitszei­tgesetz ausgenomme­n. Den Neos geht das zu weit, weshalb sie eine andere Regelung im Nationalra­t beantragte­n. Hätte man in der Debatte bereits angedeutet, dass man dem Gesetz zustimmen werde, hätte man den Abänderung­santrag gar nicht mehr sinnvoll einbringen können, argumentie­rt Loacker. Freilich: Abgelehnt wurde der Antrag der Neos ohnehin mit breiter Mehrheit.

Für Klubchef Matthias Strolz war es einer der letzten Auftritte im Nationalra­t vor großem Publikum. Im Herbst wird er noch einmal an einer Sitzung teilnehmen, danach folgt laut der Partei dann aber sein politische­r Rückzug. (szi)

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Foto: APA Matthias Strolz war zunächst tief empört. Dann stimmte er dem Gesetz doch zu.

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