Tim Allen, Satiregott
Lang geplante Satireprojekte sind rar gesät. Der ORF zeigt seit Donnerstag mittags mit der neunten Wiederholung von Hör mal, wer da hämmert die Auflösung der wohl aufwendigsten Aktion aller Zeiten.
27 Jahre nachdem die Sitcom rund um einen als „Heimwerkerkönig“im Fernsehen auftretenden Familienvater erstmals auf Sendung ging, legt sie 2018 den sexistischen Kern unserer Gesellschaft auf eine Art und Weise offen, die dem Publikum den Atem raubt.
Da steht die Frau im Haus erst einmal grundsätzlich in der Küche herum, wenn möglich auch mit Bügelbrett unterm Arm. Ihr Streben nach Erwerbsarbeit verunsichert Vater Tim dermaßen, dass er sich Rat beim weisen Nachbarn holt: „Viele Männer kommen sich verloren vor“, weiß er, denn „die industrielle Revolution hat den Mann aus seinem Heim vertrieben“. Die Erzählung vom verunsicherten Mann, der um seine natürliche Rolle bangt – nur dass ihn 1991 noch die industrielle Revolution verunsicherte, nicht der Feminismus. Wir lernen: Biologistische Argumentationen sind austauschbar.
Auch damals reagierte der Mann wehleidig und mit Idiotie. Mit einem unsachgemäß aufgemotzten Geschirrspüler („Das Ding läuft jetzt mit Testosteron“) und indem er den Söhnen toxic masculinity einimpft. Das alles ist irgendwie lustig, weil deppert, aber auch irgendwie ganz normal. Männer halt: Du kannst nicht mit ihnen leben, du kannst keine Gleichberechtigung herstellen, ohne tiefsitzende Rollenmuster zu durchbrechen.
„Dass das jemals durchging!“, denkt man heute. Um gleich zu verstehen: Das tut es auch heute noch. Nur nicht mehr ganz so plump. Danke, Tim Allen. Danke, ORF. pderStandard. at/TV-Tagebuch