Bullenreiten und Maß-Nahme
Auf den ersten Blick könnte man das Ding mit einem BullenreitAutomaten verwechseln. Doch Menschen abzuwerfen oder leiden zu lassen ist nicht Sinn der Maschine, erklären Werner Riebenbauer und Roland Wagner. Der Ex-Rad-Staatsmeister und Olympia-Teilnehmer (Riebenbauer) und der Langstrecken-Radfreak Wagner haben das „etwa Golf-teure Ding“vor einem Jahr in ihren Radladen in Klosterneuburg (Speed Planet, www.giantstore-vienna.at) gestellt – und widmen sich, nach eigenen Angaben als Einzige im Lande vollelektronisch und ohne Zwischendurch-Absteigen, der Vermessung des Radfahrers.
Also der Optimierung seiner Position. Weil zwischen Lust und Frust oft nur Millimeter liegen: „Bikefitting“lau- tet der Fachbegriff. „Gefittet“wird nicht nur in Klosterneuburg: Kaum ein Radladen verzichtet heute noch auf die (halt nicht computergestützte) Maß-Nahme.
Bei Profis geht es da um wenig: zwei Hundertstel, ein Watt – „also um viel“, erklärt Mario Lexmüller. Der Wiener schraubt im Bora-Team für Peter Sagan, Pascal Ackerman und Lukas Pöstlberger, rät aber auch Normalos zu „fitten“: „Wer nach Optik kauft und nach Gefühl einstellt, kann voll danebenhauen. Auch wenn man beim zweiten Rad gescheiter ist: Das Geld für das erste ist verloren.“
Für den Beweis, was manchmal nur ein Zentimeter ausmacht, reicht der Selbstversuch am öffentlichen TrashBike: Auch zwischen „elend“und „fürchterlich“liegen Welten. Viel Fantasie braucht man da nicht, um jenes Potenzial zu erahnen, das schon in bloß mittelguten Bikes schlummert. (rott)