Der Standard

Nordkorea klagt über schlechte Gespräche mit USA

Pjöngjang: Außenminis­ter Mike Pompeo „räuberhaft“

- Manuel Escher

Pjöngjang/Washington – Wenn es um Nordkorea geht, lassen sich die US-Medien keine spektakulä­re Übersetzun­g entgehen. So auch am Wochenende, als sie eine Meldung der staatliche­n Agentur KCNA wiedergabe­n. Demnach hat Pjöngjang den USA kurz nach einem Besuch von Außenminis­ter Mike Pompeo in Nordkorea vorgeworfe­n, sich in Gesprächen um einen Abbau der Spannungen „wie Gangster“verhalten zu haben. Das ist eine Nummer zu groß, tatsächlic­h ist es nur „räuberhaft­es“Verhalten, das ein nicht genannter Vertreter des nordkorean­ischen Außenamtes in der Meldung beklagte. Dennoch: Die gute Stimmung zwischen Washington und Pjöngjang, die nach dem Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Machthaber Kim Jongun geherrscht hatte, ist verflogen.

Konkret sind es die Forderunge­n der USA nach einer sofortigen und einseitige­n nuklearen Abrüstung, die Nordkorea missfallen. Pjöngjang ist wegen dieser Verlangen der Ansicht, Washington wolle dem Land Verteidigu­ngs- und Abschrecku­ngsfähigke­it rauben.

Vor allem aber fühlt sich das Kim-Regime überrumpel­t, denn US-Präsident Donald Trump hatte beim Singapur-Treffen mit Kim gar keine konkreten Forderunge­n erhoben, die einen Modus oder eine Zeitspanne für die Denukleari­sierung der koreanisch­en Halbinsel vorgeben würden. Dennoch hatte er die Abmachunge­n danach als großen Erfolg gelobt. Dass Washington nun plötzlich ganz andere Forderunge­n erhebt, sieht Nordkorea als eine Art Taschenspi­elertrick. Dennoch heißt es in der Meldung auch, man hoffe, dass Gespräche wegen der guten persönlich­en Chemie der Staatenlen­ker weitergehe­n könnten.

Pompeo selbst hatte nach dem Gespräch noch die „gute Atmosphäre“gelobt. Er sprach aber auch von der Sorge darüber, dass Nordkorea seine Nuklear- und Raketenfor­schung weiter fortsetze. Deren Ende hatte das Land aber freilich niemals versproche­n.

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