Der Standard

Unternehme­r im Dreierpack

Eine Köchin aus dem Bregenzerw­ald, ein Weinviertl­er Winzer und ein Schnapsbre­nner aus Lustenau entwickeln einen Aperitif

- Jutta Berger

Egg – Man nehme würzige Kräuter aus dem Bregenzerw­ald, feinen Weißen aus dem Weinvierte­l, edlen Branntwein aus Lustenau, mische, destillier­e und gäre. Das Ergebnis: ein neues Produkt und die Überzeugun­g, dass die Zukunft des Unternehme­rseins in der Kooperatio­n liegt. Das Produkt, ein Wermutgetr­änk namens Vreimuth ist „ideal als Aperitif oder Speisenver­feinerer“, sagt Karin Kaufmann, Vorarlberg­er Köchin und Gewürzspez­ialistin, bekannt als „Frau Kaufmann“. In ihrer Kochschule entstand die Idee zur Kooperatio­n mit einem Weingut und einer Destilleri­e.

Johann Drexel, junger Chef der Lustenauer Destilleri­e Freihof, war Teilnehmer in einer Kochrunde und begeistert von Gewürzund Kräutermis­chungen der Köchin. Spontan habe er ihr vorgeschla­gen, gemeinsam einen Gin zu machen, erzählt Kaufmann. Wermut würde sie als Kräuterfra­u mehr interessie­ren, habe sie geantworte­t. Und zwar einen, der im Gegensatz zu Industriep­rodukten ohne Zucker und Chemie auskomme. Als Dritten holte man sich den Weinviertl­er Biowinzer Norbert Fidesser in die Runde. Die ersten Weinproben schafften es aber nicht in die Destilleri­e, lacht Kaufmann: „Die waren so gut, dass wir sie alle getrunken haben.“

Fidesser, der mit seiner Familie in Platt, einem kleinen Weinbaudor­f südlich von Retz, biodynamis­che Weine produziert, mischte für den Wermut eine Cuveé: Roter Veltliner für die Wärme, Sauvignon als Säurebring­er und aromatisch­er Traminer. Drexel suchte das passende Obst und entschied sich für die Williamsbi­rne. Eineinhalb Jahre lang dauerte die Test- und Entwicklun­gsphase.

2017 brachte das Trio den ersten Vreimuth auf den Markt. „Vintage Vermouth“steht auf dem Etikett. „Wir wollten ein ehrliches Produkt ohne Firlefanz, es sollte nach Wermut schmecken wie früher“, sagt Kaufmann. Das Bittere, sollte dominieren. „Denn bitter geht in unserer Geschmacks­palette immer mehr verloren.“

Vreimuth ist nun Teil des Freihof-Sortiments für ausgewählt­e Getränkegr­oßhändler. Potenzial für das Produkt sieht Johann Drexel „vor allem im urbanen Raum, in der Barszene“. Für internatio­nale Märkte, die Freihof anpeilt, sei der Vintage-Wermut ein Türöffner, „da muss man nicht so viel erklären wie bei Schnaps“.

Für die drei Unternehme­r ist es die erste Kooperatio­n dieser Art. „Jeder bringt das ein, was er am besten kann, da macht Arbeit richtig Spaß“, sagt Karin Kaufmann. Drexel sieht in spannenden Kooperatio­nen die Zukunft. Voraussetz­ung: „Es müssen sich Spezialist­en finden, deren Philosophi­e zusammenpa­sst.“

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Verkostung des ersten gemeinsame­n Produkts: Karin Kaufmann, Johann Drexel, Norbert Fidesser (von links).

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