Wettlauf gegen die Zeit
Die Pause zwischen den Rettungseinsätzen im Norden Thailands musste verkürzt werden. Drohende Regenfälle gefährden die noch eingeschlossenen Burschen und ihren Trainer.
In Thailand geraten die Höhlenretter unter Zeitdruck: Drohende Regenfälle gefährden die noch eingeschlossenen Burschen.
Insgesamt acht der zwölf Burschen sollen am Montag laut Berichten von Augenzeugen aus der Tham-Luang-Höhle im Norden Thailands gerettet worden sein. Um elf Uhr lokaler Zeit wurde die Rettungsaktion vom Sonntag wieder aufgenommen, sagte Einsatzleiter Narongsak Osotthanakorn zu Medienvertretern. Bis 21.00 Uhr Ortszeit sollen Taucher wieder den sechsstündigen Weg durch das enge, verwinkelte Labyrinth des Höhlenkomplexes auf sich nehmen, um zu den Eingeschlossenen vorzudringen. Am Montag wurden mehr Helfer als noch am Tag zuvor eingesetzt, um die Burschen und ihren Fußballtrainer aus der Höhle zu befreien. Insgesamt befinden sich 90 ausgebildete Taucher am Einsatzort: 40 Thailänder und 50 internationale Taucher.
Laut dem dänischen Taucher Ivan Karadzic, der am Sonntag im Einsatz war, erhalten die Burschen Beruhigungsmittel, damit sie nicht in Panik geraten. Zum dänischen Rundfunk sagte er: „Wir hatten uns alle möglichen Katastrophenszenarien ausgemalt: Ausrüstung, die kaputtgeht, und Kinder, die in Panik geraten, ertrinken und wiederbelebt werden müssen.“Doch zum Glück sei davon nichts passiert, da „alle auf ihren Posten waren und genau das taten, was sie sollten“, sagte Karadzic.
Von Tauchern begleitet
Die Burschen, die nicht schwimmen können, werden auf ihrem Weg durch die Dunkelheit und unwegsames Gelände nach draußen immer von zwei Tauchern begleitet. Eine Passage ist so eng, dass die Taucher ihre Pressluftflaschen abnehmen müssen, um weiterschwimmen zu können. Auf ihrem Weg in die Freiheit müssen die Eingeschlossenen zum Teil gehen, durch Wasser waten, klettern und mithilfe einer Leitschnur tauchen. Die Pressluftflaschen der Burschen trägt dabei ein Taucher. In der sogenannten „Kammer drei“legen die Bur- schen und die Taucher schließlich einen Zwischenstopp ein, um für das letzte Stück des Weges Kraft zu sammeln.
Sobald sie in Freiheit sind, werden die Geretteten mit Ambulanzen und Helikoptern in das Krankenhaus in Chiang Rai gebracht. Dort werden sie von anderen Patienten isoliert, da ihr Immunsystem durch die körperliche Anstrengung nach zwei Wochen in der Höhle stark geschwächt ist. Die Burschen dürfen aus diesem Grund auch noch keinen körperlichen Kontakt zu ihren Angehörigen haben. Die Identität der bereits geretteten Kinder und Jugendlichen wird von den Behörden bislang geheim gehalten. Damit will man auf die Familien jener Burschen Rücksicht nehmen, die noch in der Höhle eingeschlossen sind.
Die Rettungsaktion wurde am Sonntag überraschend begonnen, nachdem die Behörden Angst bekamen, dass das Höhlensystem weiter überflutet werden könnte. Damit war auch klar, dass ein früherer Plan, die Burschen bis zum Ende der Regenzeit in der Höhle zu lassen, nicht umsetzbar ist. Der Monsunregen setzt erst im Dezember oder Jänner wieder aus.
Auch der Einsatz am Montag startete früher als zuvor geplant. Einsatzleiter Osotthanakorn hatte die Rettung am Sonntagabend für mindestens 20 Stunden unterbrochen, um den Tauchern und anderen Helfern Zeit zum Ausruhen zu geben. „Doch als wir uns die Regenvorhersage, den Wasserspiegel und die körperliche Gesundheit der Betroffenen ansahen, mussten wir die Rettung um vier bis fünf Stunden vorverlegen“, sagte er am Montag. Dabei stellte er aber klar, dass zuvor sichergestellt wurde, dass die Taucher wieder einsatzbereit waren.
In der Zwischenzeit zeigten die Behörden mehrere Medienunternehmen an, die mit Drohnen über das gesperrte Gebiet geflogen waren und Funksprüche abgehört hatten.