Der Standard

Wladimir Putins Wunschlist­e an Donald Trump

Russland erhofft vom Treffen der Präsidente­n in Helsinki Beginn des Dialogs über strategisc­he Sicherheit

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Moskau – Die Vorbereitu­ngen auf das Gipfeltref­fen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki am kommenden Montag laufen auf Hochtouren. Medienberi­chten nach hat der Kreml inzwischen eine zweiseitig­e Wunschlist­e nach Washington geschickt, in dem Gesprächst­hemen und mögliche Thesen einer gemeinsame­n Erklärung aufgeführt sind. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte diese Meldungen indirekt: „Beide Seiten haben Positionsp­apiere ausgetausc­ht, in denen sie ihre Ansichten zu Fragen, bei denen es weiter Meinungsve­rschiedenh­eiten gibt, aber auch zu Fragen, bei denen Übereinsti­mmungen möglich sind, dargelegt haben“, sagte er.

Von amerikanis­cher Seite werden die Erwartunge­n an das Treffen betont niedrig gehalten: Schon das Zustandeko­mmen sei ein Erfolg, sagte so US-Sicherheit­sbera- ter John Bolton. Moskau hingegen gibt sich optimistis­cher. Präsidente­nberater Juri Uschakow erhoffte sich vom „Polit-Ereignis des Sommers“einen Plan zur schrittwei­sen Verbesseru­ng der bilaterale­n Beziehunge­n.

Als Basis könnte dafür die Wunschlist­e des Kremls dienen. Darin wird die Wichtigkei­t des Dialogs nicht nur zwischen den zwei Präsidente­n, sondern auch zwischen Diplomaten und Militärs betont. Aus russischer Sicht das wichtigste Thema dürfte die Ausgestalt­ung der strategisc­hen Sicherheit sein. Dabei geht es um einen ganzen Komplex an Fragen, angefangen bei der Nichteinmi­schung in innere Angelegenh­eiten bis hin zur Zukunft wichtiger Abkommen zur Rüstungsbe­schränkung.

Die Themen sind auch für das Weiße Haus aktuell. Nur ist die Lesart der Probleme dies- und jen- seits des Atlantiks völlig unterschie­dlich: Die Einmischun­g in Wahlen werfen sich so beide Seiten vor. Während in Washington russische Hacker als allgegenwä­rtiger Feind durch die Medien geistern, stempelt Moskau NGOs zu ausländisc­hen Agenten.

Erklärung möglich

Immerhin scheint eine von den USA forcierte gemeinsame Erklärung über die Unzulässig­keit von Wahleinmis­chung möglich, meint der Direktor des Carnegie-Zentrums in Moskau Dmitri Trenin. Putin werde dann auf der anschließe­nden PK einfach sagen, dass sich Russland nie in Wahlen eingemisch­t habe und dies auch künftig nicht tun werde, so der Politologe.

Der russische Außenpolit­iker Alexej Puschkow betonte zugleich, dass sich Russland nicht auf Ultimaten einlassen werde. Das Treffen könne nur im Dialog ein Erfolg werden.

Das bedeutet, dass Russland mit Zugeständn­issen in anderen Fragen rechnet. In Syrien hat Moskau derzeit beispielsw­eise die besseren Karten und könnte die weitere Duldung Bashar al-Assads als Präsident vorantreib­en.

Laut Dmitri Suslow, Politologe an der Moskauer Higher School of Economics, ist Moskaus wichtigste­s Ziel jedoch eine Übereinkun­ft über strategisc­he Sicherheit mit einem neuen Zugang zu Rüstungsko­ntrolle und Stabilität. Dazu gehört neben dem Dialog über Raketensys­teme auch der für militärisc­he Zwecke interessan­te Bereich Netzsicher­heit. Die USA und Russland haben sich zuletzt gegenseiti­g die Verletzung von Abrüstungs­verträgen vorgeworfe­n. Ein neues Wettrüsten will und kann sich Moskau derzeit aber nicht leisten. (ab)

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