Der Standard

Erster Zeuge gegen Identitäre

Auch drittes Gründungsm­itglied wurde einvernomm­en

-

Graz – Im Grazer Straflande­sgericht wurde am Montag der Prozess gegen 17 Anhänger der Identitäre­n Bewegung Österreich (IBÖ) wegen Teilnahme an einer kriminelle­n Organisati­on fortgesetz­t. Unter den Zuhörern waren offenbar in erster Linie Sympathisa­nten der Rechtsextr­emen. Zunächst wurden Teile eines Videointer­views mit Martin Sellner, dem Chef und Mitbegründ­er der IBÖ, gezeigt. Zum Thema Hass im Netz („haten“) meinte er, das sei Teil des Internets, „wer das nicht erträgt, sollte diesen Raum nicht betreten.“Er erzählte, dass er in Dresden Reden bei PegidaVers­ammlungen gehalten habe. Richter: „Sind die Ideen ähnlich?“„Pegida ist eine patriotisc­he Protestbew­egung, wir sind eher aktionisti­sch“, so Sellner.

Dann wurde das dritte Gründungsm­itglied befragt. Der 27-Jährige gab an, bei der IBÖ Leiter der AG Theorie gewesen zu sein. Er habe „Schulungsv­orträge gehalten, Material ausgearbei­tet, Versammlun­gen geleitet“. An den Aktionen, die angeklagt sind, habe er nicht teilgenomm­en „das hat sich nicht ergeben“.

Auch der nächste Befragte war Geschichte­student. Der 23-Jährige ist Leiter einer Landesgrup­pe. „Warum haben Sie sich hier angeschlos­sen, warum nicht einer Par- tei?“, wollte der Richter wissen. „Ich habe mich mit den Zielen identifizi­eren können. Was mich angesproch­en hat, war auch der Aktionismu­s.“Er nahm 2017 an der „Erdogan-Aktion“in Wien teil, bei der „Flugticket­s“an ausländisc­h aussehende Leute verteilt wurden. Auf diesen waren die Jahreszahl­en 1529 und 1683 aufgedruck­t – Jahreszahl­en der Türkenbela­gerungen Wiens. „War der Zustand in Wien 2017 so, dass man es als dritte Türkenbela­gerung sehen konnte?“, fragte der Richter. „Nein“, so der Student. Der erste Zeuge im Prozess erzählte, er habe vor einem Hörsaal der Universitä­t Klagenfurt „tumultarti­ge Geräusche“bemerkt, dann verließen „seltsame Gestalten fluchtarti­g den Hörsaal“. IBÖAnhänge­r hatten zuvor eine Vorlesung gestürmt. Einer von ihnen wurde, so der Zeuge, vom Rektor festgehalt­en und versetzte diesem einen Faustschla­g in den Bauch.

Ein weiterer Beschuldig­ter erzählte von Kreidespra­y-Aktionen, die als Sachbeschä­digung angeklagt sind. Der Angeklagte: „Für uns war das keine Sachbeschä­digung, weil es sich bald von selbst löst.“Tatsächlic­h soll die Aufschrift aber wochenlang sichtbar gewesen sein.

Der Prozess wird heute, Dienstag, fortgesetz­t. (APA, red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria