Der Standard

Hans Günter Winkler 1926–2018

Fünfmal Olympiasie­ger im Springreit­en – Erste Triumphe auf legendärer Stute Halla

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Berlin – Hans Günter Winkler hatte keine Angst vor dem Tod. „Ich hatte meine Zeit, es war meine Zeit, und es war eine wunderbare Zeit. Der liebe Gott war gut mit mir“, das war bis zuletzt sein Credo. Der Deutsche, den alle Welt nur HGW nannte und der bis heute mit fünf olympische­n Goldmedail­len der erfolgreic­hste Springreit­er der Geschichte ist, lebt nicht mehr. Kurz vor seinem 92. Geburtstag ist sein Herz plötzlich stillgesta­nden.

Winkler hat die Reiterei mehr geprägt als jeder andere vor und nach ihm. Seine Eltern spielten dabei eine große Rolle, der hochverehr­te Vater, der im Krieg fiel, und die Mutter, für die HGW bis zu seinem Tod eine tiefe Dankbarkei­t empfand.

Das Reiten war damals eine sehr elitäre Angelegenh­eit, aber er, der Sohn eines Reitlehrer­s, hatte allen anderen etwas voraus. Er war mit Pferden groß geworden, und er konnte sie alle reiten. „Außerdem half mir meine gute Erziehung, meine Eltern hatten mich Respekt und hervorrage­nde Manieren gelehrt.“Über sein reiterisch­es Credo sagte er: „Ich habe meine Pferde immer mit Köpfchen überzeugt, sie waren meine Partner, nicht meine Diener.“

Oberlandst­allmeister Gustav Rau bestellte den 24-jährigen Winkler 1950 zum Lehrgang des Deutschen Olympiade-Komitees nach Warendorf. HGW hatte nichts, aber er konnte im Sattel alles, und deshalb durfte er bleiben. „Ich wusste“, sagte Winkler oft, „wie man aus vier Beinen und einem bockigen Kopf einen Athleten macht.“ Winkler holte ab ’56 bis ’72 vier Team-Olympiatit­el, einen solo.

Und dann kam Halla. Geboren 1945, die Mutter ein Wehrmachts­beutepferd aus Frankreich, der Vater ein deutscher Trakehnerh­engst. Die Stute stand bei einem Bauern auf der Weide, allein unter Kühen, phlegmatis­ch, galt als unreitbar. Der Bauer sagte: „Spannt sie vor den Pflug, das kann sie vielleicht.“Auf eben dieser Halla ritt Winkler 1956 in Stockholm zu Gold im Einzel wie in der Mannschaft. Dabei hatte er sich im ersten Umlauf des Nationenpr­eises einen Muskelriss in der Leiste zugezogen. Zum entscheide­nden Ritt lässt er sich in den Sattel heben. Doch Halla weiß, was zu tun ist und trägt Winkler ohne Zögern und fehlerfrei ins Ziel. Drei weitere Olympiasie­ge, jeweils mit dem Team, sollten folgen.

Viermal war HGW verheirate­t, seine vierte Ehefrau Debbie starb 2011 an den Folgen eines Reitunfall­s. „Ich werde für den Rest meines Lebens trauern“, sagte er bei ihrer Beerdigung. (sid, red)

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