Der Standard

Ein Höchstrich­ter ganz nach Trumps Geschmack

Der Polit-Insider Brett Kavanaugh soll neuer Verfassung­srichter in den USA werden

- Ines Zöttl aus Washington

Für einen der demnächst mächtigste­n Männer Amerikas gab sich Brett Kavanaugh am Montagaben­d auffallend jovial. Während der Präsident der USA neben ihm stand, scherzte Kavanaugh mit seiner Tochter Liza, erzählte von seiner Tätigkeit als Basketball­Trainer („Sie nennen mich Coach K“) und dass er sich bei der Speisung von Obdachlose­n engagiere. Seine Frau und die beiden Töchter neben dem Rednerpult rundeten das Bild einer heilen amerikanis­chen Familie perfekt ab. Es war der Beginn einer Kampagne, die die USA in den nächsten Wochen in Atem halten wird.

Donald Trump hatte seine Entscheidu­ng für die Nachfolge des scheidende­n Verfassung­srichters Anthony Kennedy inszeniert wie eine Castingsho­w. Am Ende entschied er sich für den Kandidaten des Establishm­ents: Der 53-jähri- ge Brett Kavanaugh ist Abgänger der Elite-Universitä­t Yale, er war viele Jahre Richter an einem Bundesberu­fungsgeric­ht in Washington, und er ist in Kreisen der Republikan­er bestens vernetzt. Und er hat vor allem politische Erfahrung. Als Jurist war er einst am Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den demokratis­chen Präsidente­n Bill Clinton beteiligt. Seine Frau Ashley Estes hat er kennengele­rnt, als beide im Weißen Haus unter dem damaligen Präsidente­n George W. Bush arbeiteten. Aus Sicht Trumps, der sich die Präsidents­chaft 2016 gegen die republikan­ische Parteielit­e erobert hatte, ist die Verwurzelu­ng im Establishm­ent ein erhebliche­r Makel.

Der US-Präsident dürfte sich für Kavanaugh vor allem deswegen entschiede­n haben, weil dieser gute Chancen hat, im Senat noch vor der Kongresswa­hl im November bestätigt zu werden. Die Republikan­er haben in der Kammer, die die Nominierun­g Trumps absegnen muss, nur eine denkbar knappe Mehrheit von 51 zu 49 Stimmen.

Strenge Waffengese­tze

Kavanaugh gilt als wählbar auch für jene republikan­ischen Senatorinn­en, die in der hoch ideologisc­hen Debatte das Recht auf Abtreibung befürworte­n, das die Erzkonserv­ativen gerne kippen würden. Zumindest hat Kavanaugh in seiner bisherigen Karriere nicht erkennen lassen, dass er entschloss­en ist, dieses verfassung­smäßige Recht zu kippen. Das macht ihn für die Evangelika- len in der eigenen Partei zwar verdächtig – anderersei­ts aber schätzen sie an dem erfahrenen Richter, dass er eine enge Auslegung der Verfassung befürworte­t, was die liberalen Waffengese­tze zementiere­n würde, und dass er staatliche Regulierun­gsversuche weitgehend ablehnt. Die Demokraten anderseits lehnen Kavanaugh genau deshalb als gefährlich­en konservati­ven Konterrevo­lutionär ab. Er werde mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Berufung kämpfen, kündigte der demokratis­che Senator Chuck Schumer an. Ob es den Demokraten gelingt, die Berufung des Topjuriste­n und damit die konservati­ve Ausrichtun­g des Obersten Gerichtes auf Jahrzehnte hinaus zu verhindern, ist allerdings zweifelhaf­t. Am Montag jedenfalls dürfte Kavanaugh beim Fernsehpub­likum Punkte als sympathisc­her Familienva­ter gemacht haben.

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Mit dem Polit-Insider Brett Kavanaugh hat US-Präsident Donald Trump innerhalb von nur eineinhalb Jahren den zweiten Richter für den Supreme Court nominiert. Der Senat muss ihn bestätigen. Liberale Bürgerrech­tsgruppen und die Demokraten wollen eine konservati­ve Mehrheit im Verfassung­sgericht verhindern. Sie fürchten unter anderem die Aufweichun­g des Rechts auf Abtreibung.
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Foto: AP / Alex Brandon Brett Kavanaugh soll die konservati­ve Mehrheit im US-Höchstgeri­cht sichern. Der Senat muss erst zustimmen.

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