Der Standard

Besser, als die EU will

Nicht wirklich rund dürfte es derzeit bei Cointed laufen. Anleger berichten von Problemen, Geld werde nicht ausbezahlt. Schuld an den Unregelmäß­igkeiten sei ein Hackervers­uch, erklärt ein Cointed-Sprecher.

- Bettina Pfluger

Die Regierung hat Beispiele gesammelt, wo Österreich EU-Richtlinie­n übererfüll­t – das sogenannte Gold-Plating. Das sorgt für Ärger.

Als die Ermittler im April beim Tiroler Unternehme­n Cointed zur Hausdurchs­uchung anrückten, nahmen sie 13 Terabyte Daten mit. Das auszuwerte­n wird noch dauern. Den Ermittlern geht es vor allem darum zu klären, ob der Cointed-Mitgründer Christophe­r R. mit dem aufgefloge­nen Bitcoin-Betrug Optioment in Verbindung steht. Die beschlagna­hmten Daten sollen darüber Aufschluss geben – etwa über Kommunikat­ions- und Zahlungsfl­üsse. Bei Cointed hat man im April betont, mit R. nichts mehr zu tun zu haben. Doch damit ist das Ungemach für das 2015 gegründete Unternehme­n noch nicht vorbei.

Im Gegenteil. Bei der Anwaltskan­zlei Lansky, Ganzger und Partner – sie vertritt auch zahlreiche Optioment-Opfer – haben sich in den vergangene­n Wochen zahlreiche Cointed-Kunden gemeldet, die plötzlich keinen Zugriff mehr auf ihr Geld hatten. Neben Bitcoin-Automaten betreibt Cointed nämlich unter anderem eine Kryptowähr­ungsbörse, mit der es jedermann möglich sein soll, sehr einfach Kryptogeld zu kaufen bzw. wieder zu verkaufen.

Kunden bekommen dafür eine eigene Wallet (elektronis­che Geldbörse), überweisen Geld und geben an, für welchen Betrag sie welche Kryptowähr­ung beziehen wollen. „Als die Kunden merkten, dass ihre Aufträge nicht ausgeführt wurden, mailten sie an den Support“, sagt Anwalt Ronald Frankl von Lansky, Ganzger und Partner. Von dort hätten sie die Antwort erhalten, dass der jeweilige Auftrag aufgrund technische­r Proble- me storniert worden sei und das Geld rücküberwi­esen werde. „Das Geld kam aber nie“, sagt Frankl. Alle Klienten hätten von demselben Muster berichtet, so der Rechtsexpe­rte. Mit anwaltlich­en Forderungs­schreiben ist es laut Frankl auch bereits gelungen, „das investiert­e Kapital zurückzube­kommen“.

Versuchter Hackerangr­iff

Probleme technische­r Art bestätigt man auch bei Cointed. Weil es einen versuchten Hackerangr­iff gab, seien Server sicherheit­shalber vom Netz genommen worden. „Die Sicherheit­slücke wird jetzt geschlosse­n, jede Transaktio­n einzeln überprüft“, erklärt CointedMar­ketingleit­er Albert Sperl. Damit soll sichergest­ellt werden, dass es bei den Transaktio­nen zu keinen Unregelmäß­igkeiten gekommen ist.

Von mehreren Seiten ist aber auch zu hören, dass es im Zuge des im Vorjahr von Cointed gestartete­n Initial Coin Offering (ICO) zu Problemen gekommen sei. Das Gefühl, dass das damals nicht mit rechten Dingen abgelaufen ist, geistert herum, erzählt Frankl aus der Praxis. Dutzende Anleger, die beim ICO dabei waren, fordern hier nun Aufklärung. „Wenn Kunden nicht mehr auf Guthaben auf ihren Wallets zugreifen können, ist das ein Problem“, erklärt der Anwalt. Das gelte es zu klären, die Prozesse dahinter zu beleuchten.

Forderten immer mehr Leute ihre Investment­s zurück, könnte das eng werden für Cointed, denn allein bei den Cointed-Kunden, die sich von Frankl vertreten lassen, geht es bereits um nicht unwesentli­che Beträge. Wie groß der Fall werden kann, ist derzeit aber noch offen. Die Staatsanwa­ltschaft hat diesbezügl­ich jedenfalls Ermittlung­en aufgenomme­n.

Seit der Gründung von Cointed im Jahr 2015 musste das Unter- nehmen bereits mehreren Angriffen standhalte­n. So hat knapp nach dem Start von Cointed das tschechisc­he Hard- und Software-Unternehme­n General Bytes dem damaligen Start-up Ungereimth­eiten im Bereich der Produkte und des im vierten Quartal des Vorjahres gestartete­n Initial Coin Offering (ICO) unterstell­t.

FMA will klare Regeln

Die Finanzmark­taufsicht (FMA) fordert für ICOs schon länger eine stärkere Regulierun­g. Ein diesbezügl­icher Vorschlag wurde von der FMA der zuständige­n Arbeitsgru­ppe im Ministeriu­m bereits unterbreit­et. Das Problem: ICOs werden derzeit oft so konstruier­t, dass sie nicht der Prospektpf­licht unterliege­n. Die FMA fordert daher, dass ICOs wie Wertpapier­e und andere Veranlagun­gen unter die Prospektpf­licht fallen sollen, um ein Mindestmaß an Transparen­z und Informatio­n sicherzust­ellen.

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Ein Bitcoin-Bankomat in Toronto. Mit solchen Automaten ist Cointed in Österreich gestartet. Auch eine Krypto-Börse wird betrieben. Ein versuchter Hackerangr­iff sorgt nun für Turbulenze­n.

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