Der Standard

Der Coach mit der betont weißen Weste

- Manuela Honsig-Erlenburg

Brett Kavanaughs Nominierun­g als US-Verfassung­srichter wird wohl in die Geschichte eingehen: Sollte der konservati­ve Spitzenjur­ist vom Senat bestätigt werden, was als wahrschein­lich gilt, vollzieht der Oberste Gerichtsho­f in den USA damit einen klaren Rechtsruck. Ersetzte der konservati­ve Richter Neil Gorsuch zu Beginn von Trumps Amtszeit noch einen ebenfalls erzkonserv­ativen Vorgänger, so löst Kavanaugh mit Anthony Kennedy einen ab, der immer auf Ausgleich bedacht war und sich politisch nicht instrument­alisieren ließ.

Alle Senatoren stimmten 1988 für Kennedy – von einer solchen Einigkeit kann Kavanaugh nur träumen. Dass der 53-Jährige überhaupt mit einer Bestätigun­g für den auf Lebenszeit zu vergebende­n Job rechnen kann, liegt vor allem an seinem fachlich einwandfre­ien Ruf und seiner guten Vernetzung in seiner Heimatstad­t Washington.

Bei hochideolo­gisch aufgeladen­en Themen wie dem Recht auf Abtreibung oder der Ehe für alle hat er sich bisher zurückgeha­lten und gilt deshalb auch für moderatere Senatoren als wählbar.

Der Absolvent der Eliteuni Yale und Sohn zweier Juristen ist aktuell Richter am einflussre­ichen Bundesberu­fungsgeric­ht in Washington und hat schon vorher etliche juristisch­e Schlachten geschlagen. In seiner Zeit als Richter entschied der zweifache Familienva­ter oft im Sinne von Wirtschaft und Industrie, wandte sich unter anderem gegen die Einführung von Obamacare.

Für George W. Bush arbeitete er als Rechtsbera­ter und Stabssekre­tär. In seiner Zeit bei Sonderermi­ttler Kenneth W. Starr war der als konservati­ver Vordenker geltende Jurist Ende der 1990er-Jahre mit der Untersuchu­ng der Lewinsky-Affäre beschäftig­t. Eine Tatsache, die Donald Trump zuerst wohl abschreckt­e, stand doch damals wie heute eine Amtsentheb­ung des Präsidente­n im Raum. Mittlerwei­le soll Kavanaugh der Meinung sein, ein Präsident solle in seiner Amtszeit nie angeklagt werden. Für Trump wohl – neben der Tatsache, dass Kavanaugh die jahrhunder­tealte US-Verfassung nicht modifizier­en will – eine wichtige Voraussetz­ung dafür, dass seine Wahl auf den Topjuriste­n fiel.

Wenn er nicht an seiner Karriere arbeitet, gibt Kavanaugh übrigens den Coach im Basketball­team seiner älteren Tochter. „Coach K“nenne man ihn, pflegt er stolz zu erzählen. Darauf und auf sein soziales Engagement aus religiöser Motivation legt er besonderen Wert.

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Foto: AFP/Loeb Brett Kavanaugh ist Trumps Wahl als Richter am Supreme Court.

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