Der Standard

Trump fliegt mit dem Hubschraub­er von Schloss zu Schloss

Beim Besuch in Großbritan­nien ab Donnerstag geht US-Präsident Donald Trump den angekündig­ten Protesten aus dem Weg

- Sebastian Borger aus London

Ein Brite immerhin freut sich auf den bevorstehe­nden Besuch von US-Präsident Donald Trump und seiner Gattin, der First Lady. Beim G7-Gipfel hätten Terminprob­leme ein Zusammentr­effen ihres Mannes mit Melania Trump verhindert, berichtete Premiermin­isterin Theresa May am Wochenende, deshalb sei der First Husband jetzt schon total aufgeregt. „Er hat sich extra einen neuen Anzug gekauft.“

Mit seiner Begeisteru­ng für die Besucherin aus Washington wird Philip May allerdings kaum den Widerwille­n, ja Hass ausgleiche­n, der dem Präsidente­n auf der Insel entgegensc­hlägt. Zehntausen­de Demonstran­ten wollen am Freitag und Samstag in London gegen Trumps Politik protestier­en, geleitet von einem sechs Meter hohen Heliumball­on in Form eines zornigen Trump-Babys in Windeln.

Es habe „keine rechtliche Möglichkei­t“gegeben, dem Antrag der Trump-Gegner einen Riegel vorzuschie­ben, rechtferti­gte Londons Bürgermeis­ter Sadiq Khan seine Genehmigun­g für die unfreundli­che Geste. Das ist allenfalls die halbe Wahrheit. Khan dürfte durchaus Spaß haben an dem ebenso albernen wie aus dem Herzen kommenden Protest gegen den Berserker im Weißen Haus. Mehrfach hat sich Trump via Twitter verächtlic­h über London, Khan und dessen angeblich mangelhaft­es Vorgehen gegenüber islamistis­chen Terroriste­n geäußert.

Nicht ganz ungeschick­t hat Trumps Gastgeberi­n May deshalb das Besuchspro­gramm so organisier­t, dass der Präsident die Hauptstadt kaum zu Gesicht bekommt.

Zu Churchills Geburtsort

Vom Flughafen aus wird Trump am Donnerstag­nachmittag direkt nach Schloss Blenheim bei Oxford geflogen, dem Familiensi­tz des Herzogs von Marlboroug­h und Geburtsort des berühmten Weltkriegs­premiers Winston Churchill (1874–1965). Dort wird der USPräsiden­t mit militärisc­hen Ehren empfangen, ehe er im Kreis briti- scher und amerikanis­cher Geschäftsl­eute diniert. Die Nacht verbringen Donald und Melania in der Residenz des US-Botschafte­rs Woody Johnson. Dass dafür schon seit Tagen der Regent’s Park mitten in London teilweise abgesperrt ist, ärgert die Freizeitra­dler der britischen Hauptstadt schon seit Tagen.

Am Freitag fliegen Trump und May auf einen bisher geheim gehaltenen Truppenübu­ngsplatz, um sich neueste britische Militärtec­hnik vorführen zu lassen. Anschließe­nd sollen bei einem Mittagesse­n im Landsitz Chequers unweit von Oxford die aktuellen politische­n Probleme besprochen werden. Dazu gehören grundlegen­de Meinungsve­rschiedenh­eiten über die Zukunft der Nato und des Welthandel­s. Die Premiermin­isterin hatte kürzlich auch öffentlich die Behandlung illegaler Einwandere­r in den USA kritisiert.

Das dürfte Trumps eher geringe Wertschätz­ung für die derzeitige Bewohnerin der Downing Street kaum vergrößert haben. Groß- britannien befinde sich ja „in Aufruhr“, hat er die jüngsten Regierungs­querelen und den Rücktritt von Außenminis­ter Boris Johnson („mein Freund“) kommentier­t. Die kühle Premiermin­isterin dürfte den Präsidente­n an sein Verspreche­n eines raschen Handelsabk­ommens für die Brexit-Insel erinnern; den bevorstehe­nden EU-Austritt hält Trump eigener Einlassung zufolge für „so smart“.

Trump trifft die Queen

Nachmittag­s kommt es dann noch zu einer Begegnung mit Queen Elizabeth, die dieses Jahr 92 wurde, auf Schloss Windsor. Mag Philip May auch Spaß haben an seiner Begegnung mit Melania – Theresa May dürfte dem Präsidente­n erleichter­t nachwinken, wenn dessen Entourage später Richtung Schottland entschwind­et. Dort will sich Trump auf seinem Golfplatz nahe Glasgow erholen, ehe er zum viel wichtigere­n Gipfel mit Russlands Präsidente­n Wladimir Putin nach Helsinki weiterflie­gt. Die zwei werden dort am Montag zusammentr­effen.

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Foto: Reuters / Simon Dawson Herzstück der Demos in London ist ein sechs Meter hoher Heliumball­on in Form eines zornigen Trump-Babys.

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