Der Standard

Von Smalltalk bis Twitter: Beamte rüsten sich für den Ratsvorsit­z

In dutzenden speziellen Kursen konnten sich die österreich­ischen Beamten auf den EU-Vorsitz vorbereite­n

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Wien – Sie klingen spannend, mitunter dramatisch und manchmal sogar witzig: die Kurse, die die Verwaltung­sakademie des Bundes und die Diplomatis­che Akademie zur Vorbereitu­ng auf den EURatsvors­itz angeboten haben, den Österreich seit 1. Juli innehat.

„Releasing the Caged Lion“, „Taking Coffee in the EU“oder „Den österreich­ischen EU-Ratsvorsit­z mit Stil leiten“– die Beamten sollen für die Events, Sitzungen, Arbeitsgru­ppen, die Medienarbe­it und das Lobbying zwischendu­rch gut vorbereite­t sein. Schließlic­h warten 13 informelle Ratstagung­en, mehr als 30 formel- le Ratstagung­en, rund 300 Veranstalt­ungen und etwa 48.000 Tagungstei­lnehmende.

Zum Einsatz kommen nicht nur erfahrene öffentlich Bedienstet­e, sondern auch Mitarbeite­r der jeweiligen Fachminist­erien, junge Absolvente­n, die eine diplomatis­che Laufbahn anstreben, oder Lehrlinge, sagt Susanne KepplerSch­lesinger, Vizerektor­in der Diplomatis­chen Akademie. „Wir haben vielseitig­e Angebote für ganz unterschie­dliche Zielgruppe­n ausgearbei­tet.“In Zahlen heißt das: knapp 30 Module zu diversen Inhalten, mit denen etwa 1500 Mitarbeite­r des öffentlich­en Dienstes aller Verwendung­sgruppen erreicht wurden.

Für Keppler-Schlesinge­r ist der Ratsvorsit­z nichts Neues. Auch die letzten beiden Vorsitze, 1998 und 2006, hat sie bereits aktiv miterlebt. Was sich im Vergleich zu 2018 verändert habe, sei vor allem die Rolle sozialer Netzwerke und der sich dadurch verändernd­en Öffentlich­keitsarbei­t.

Wie man eine Arbeitsgru­ppe auf Twitter oder Instagram promoten kann, das erklärte Kursteilne­hmern zum Beispiel Susanne Weber. Sie ist im Exekutivse­kretariat des Bundeskanz­leramts zuständig für Websites und Social Media und damit auch für die Onlinekamp­agne des Vorsitzes verantwort­lich. „Wer bei Behörden an verstaubte Schreibmas­chinen denkt, liegt falsch: Social Media ist auch für die Kommunikat­ion von Verwaltung­sbehörden mittlerwei­le sehr wichtig. Es geht dabei vor allem um Transparen­z und Dialog“, sagt Weber.

Sprachen sind natürlich auch für die Beamten ein Thema. Auffrische­n oder aneignen konnten sie sich diesbezügl­iche Kenntnisse an der Verwaltung­sakademie des Bundes. Vor allem Englisch und Französisc­h standen im Vordergrun­d. Und während an der Diplomatis­chen Akademie fachliche Weiterbild­ungen dominierte­n – zum Beispiel EU-Außenbezie­hungen oder EU-Recht –, gab es an der Verwaltung­sakademie auch softere Angebote: Smalltalk, Verhandlun­gsführung oder wie man bessere E-Mails schreibt. (lhag)

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