Der Standard

„Schlaftee“und „Pyjamapart­y“

30-Jähriger soll Opfer betäubt und vergewalti­gt haben

- Michael Möseneder

Wien – In seiner Selbstsich­t ist Benjamin F. ein guter Mensch. „Ich wollte sozial sein, ich wollte ihnen helfen“, erklärt der 30-Jährige dem Schöffense­nat unter Vorsitz von Olivia-Nina Frigo über sein Verhältnis zu Frauen, die ihm vorwerfen, sie betäubt und missbrauch­t zu haben. Angeklagt ist allerdings nur die Vergewalti­gung von Frau S., die sich im Dezember 2016 ereignet haben soll.

Der unbescholt­ene F., der äußerlich ein wenig an Jeffrey Albertson, den „Comic Book Guy“aus der Zeichentri­ckserie Die Simpsons, erinnert, bekennt sich nicht schuldig. Auf etwas seltsame Art und Weise. Denn als ihn die Vorsitzend­e mehrmals ersucht, entweder lauter zu sprechen oder näher ans Mikrofon zu rücken, beginnt F. aus unerfindli­chen Gründen zu kichern.

Inhaltlich beteuert er, Frau S. zufällig auf einer Party kennengele­rnt und im Dezember 2016 ebenso zufällig in einer Bar wiedergetr­offen zu haben. „Sie hat mich markiert“, erzählt er, was Frigo etwas verwirrt. „Sie hat Markierung­en gesetzt“, wiederholt F. „Welche?“, fragt Frigo. „Sie hat mir den Rücken zerkratzt.“

Eigentlich habe er die Frau, die unter Ausschluss der Öffentlich­keit aussagt, heimbeglei­ten wollen, in der U-Bahn habe sie aber einen nervlichen Zusammenbr­uch erlitten. Er bot ihr an, sie könne bei ihm nächtigen. „Dann habe ich den größten Fehler meines Lebens gemacht, den man machen kann.“

F. legte sich zu Frau S. ins Bett, sagt er; sie habe Sex von ihm gewollt, der dann auch einvernehm­lich stattfand. Tee sei damals aber keiner im Spiel gewesen, erst beim zweiten Treffen im Februar. Aufgewacht sei er, als Frau S. ihm in den Bauch schlug und behauptete, er sei in sie eingedrung­en. Was er ausschließ­t: „Ich hatte zwei Hosen an. Das mache ich immer, wenn ich eine Pyjamapart­y mache“, verwirrt F. den Senat neuerlich. „Eine Pyjamapart­y?“, fragt die Vorsitzend­e. „Ich nenne das so, wenn eine Frau neben mir schläft.“

Ob er mit Frau S. in einer Beziehung war? „Es war Freundscha­ft plus. Aber sie wurde dann aufdringli­ch. Ich würde sogar sagen, sie hat mich gestalkt. Sie hat Gerüchte über mich verbreitet, Telefonter­ror betrieben, eine Schwangers­chaft vorgegauke­lt.“

F. und sein Verteidige­r Karlheinz Amann vermuten eine Verschwöru­ng. Denn es gibt noch weitere Frauen, die sagen, nach Teekonsum mit F. an Erinnerung­slücken zu leiden. Auch die Suchanfrag­en, die auf F.s PC und Laptop gefunden wurden, könnten von jemandem anderen stammen. Anfragen wie: „Schlaftee“, „Sex unter Hypnose“und „How to fuck a girl without her waking up“. F. gibt nur zu, gerne Bilder schlafende­r Frauen zu sehen, da ihn das beruhige.

Wegen einer erkrankten Zeugin wird auf August vertagt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria