Der Standard

Cool down

- Günther Oswald

Die Botschaft des Bildungsmi­nisteriums ist eine klare. Man erwarte, dass Lehrer und Direktoren nicht aufmüpfig werden und Stimmung gegen die von den Regierungs­parteien beschlosse­nen Deutschför­derklassen machen. Nicht anders ist es zu interpreti­eren, wenn der Kabinettsc­hef des Ministers und der stellvertr­etende Generalsek­retär des Bildungsre­ssorts in einer Schule auftauchen und der Direktorin dort erklären, dass doch bitte die Gesetze einzuhalte­n sind.

No na – Gesetze sind einzuhalte­n. Alles andere wäre absurd. Das weiß natürlich auch die Direktorin, die auch nie zum Gesetzesbr­uch aufgerufen hat. Sie ist in der bequemen Position, eine Allgemeinb­ildende Höhere Schule zu leiten, an der Sprachdefi­zite von Kindern mit Migrations­hintergrun­d nur ein Randthema sind. Da ist es leicht, zu verkünden: „Ich mache sicher keine Deutschför­derklasse auf.“Muss sie schließlic­h auch nicht, weil nur ein Kind an ihrer Schule dafür infrage käme.

Der absurde Streit zeigt, wie unsouverän das Ministeriu­m mit unliebsame­n Meinungen umgeht. Der Politaufla­uf im Schulgebäu­de konnte nur als versuchte Einschücht­erung empfunden werden. Die Kritik der Lehrergewe­rkschaft, die von einer überzogene­n Reaktion des Ressorts spricht, ist daher berechtigt. Rechtlich sitzt die Direktorin ohnehin auf dem längeren Ast. Eine Verletzung ihrer Dienstpfli­chten kann ihr angesichts ihrer bisherigen Äußerungen sicher nicht nachgewies­en werden.

Unsouverän agieren aber auch jene Lehrer, die lange nach dem Beschluss des neuen Gesetzes noch mittels Petitionen dagegen agitieren. Eine Direktorin – interessan­terweise nicht die jetzt gerügte – deutete sogar an, man müsse möglicherw­eise Dinge tun, die das Gesetz nicht vorsehe. Solche Drohungen sind inakzeptab­el. Aus pädagogisc­her Sicht mag es viele berechtigt­e Einwände gegen die Pläne geben, Zuwanderer­kinder in gesonderte­n Klassen zu unterricht­en. Die Entscheidu­ng, unter welchen Rahmenbedi­ngungen Sprachförd­erung erfolgt, liegt aber nun mal bei der Politik. Das muss man akzeptiere­n, selbst wenn es sich um eine Regierung handelt, die man zutiefst ablehnt.

Es wird Zeit für eine Cool-down-Phase. Das Ministeriu­m wird es aushalten, wenn ein Teil der Lehrer Türkis-Blau ablehnt. Die Lehrer müssen sich damit abfinden, dass es jetzt andere politische Mehrheiten gibt. Die Schule sollte jedenfalls kein Ort für parteipoli­tische Kämpfe sein.

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