Der Standard

Der Nagel des Führers

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Warum soll eine Initiative rechter und konservati­ver Politiker aus Berlin (München), Wien und Rom gegen Migranten nicht „Achse der Willigen“heißen? Weil die „Achse“zwischen Hitler und Mussolini verlief? Weil der unselige Irakkrieg der USA von George Bush „Koalition der Willigen“hieß?

Man muss nicht viel über Zeitgeschi­chte wissen, um Spitzenpol­itiker zu sein, obwohl es besser wäre. In Österreich kommt dann aber oft noch die Kapitulati­on vor der gewissen Mischung aus Unsensibil­ität und/oder gespielter Naivität dazu. Ein Medieneven­t anlässlich des EU-Innenminis­tertreffen­s wurde von einem Innsbrucke­r Traditions­lokal wegverlegt. Vor kurzem war durch den Blog dietiwag.org aufgekomme­n, dass in der urigen Gaststätte auf der Hinterseit­e eines Gemäldes ein Hitler-Bild prangt. Die Staatsanwa­ltschaft hat das Verfahren eingestell­t, weil sie der Rechtferti­gung des Gastwirts glaubte: Der Vater des Gastwirts habe das Bild vor Jahrzehnte­n erworben (vorn mit einem älplerisch­en Motiv drauf). Als er die weiße Farbe auf der Rückseite entfernte, kam das Führerport­rät zum Vorschein. Als der jetzige Wirt übernahm, dachte er sich „Schad’ um das schöne Motiv vorn“und ließ das Bild hängen, allerdings so mit einem Nagel fixiert, dass man es nicht umdrehen konnte.

Also, liebe internatio­nale Medien: Weder sollt ihr von der „Achse der Willigen“schreiben, noch müsst ihr unter dem „Nagel des Führers“tafeln.

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