Der Standard

„Es werden ja auch keine Operetten mehr geschriebe­n!“

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Dieser Vorwurf wird hier in differenzi­erter Art und Weise bestritten – Stoer etwa wagt den historisch­en Blick: „Operette war immer Auftragsku­nst! Viele Autoren waren jüdisch. Als die Operette von Wien nach Berlin und die USA ,auswandert­e‘, ist es gerade in Österreich für dieses Genre sehr kalt geworden ...“Heute fiele die Antwort „für jene Häuser und Bühnen peinlich aus, die solche Aufträge vergeben sollten. Ich habe seit drei Jahren eine musikalisc­he Biografie über das Leben und die Musik von Hermann Leopoldi in der Schublade. Vom Kern her eine Operette, humorvoll, aber auch ein Spiegel der österreich­ischen Geschichte von 1918 bis nach dem Zweiten Weltkrieg.“Bisher gab es nur Ablehnunge­n.

„Es werden nach wie vor Operetten geschriebe­n“, findet hingegen Edelmann. „Unter anderem von Guido Mancusi, unserem Dirigenten. Ich habe ein paar Angebote bekommen. Aber natürlich hat das Musical den Platz der Operette zum Teil eingenomme­n!“

Das meint auch Lackner: Musical könne als „moderne Operette klassifizi­ert werden. Aber es gibt auch immer wieder Versuche, ,richtige‘ Operette zu schreiben, etwa die Südseetulp­en in Chemnitz.“Interessan­t Enzingers Ansatz: „Kunst entwickelt sich immer weiter. Vielleicht sollte man sich einfach von den Begriffen lösen.“Das würde heißen: Es gibt neue Operetten, nur unterhalte­n sie heute in anderer Gestalt.

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