Der Standard

Punktesieg für Ekel Trump

- Thomas Mayer

Donald Trump, der TV-erfahrene Entertaine­r und in Hochform, wenn es darum geht, Freunde und Partner in trübes Licht zu rücken, sie medienwirk­sam vorzuführe­n – so präsentier­te sich der US-Präsident beim Nato-Gipfel in Brüssel. Bei der Wahl seiner Mittel hat er wenig Hemmungen: Er droht, spottet, verallgeme­inert, fast immer angriffig, mit Tempo.

Europäisch­e Diplomaten sind entsetzt. Aber ob es ihnen gefällt oder nicht, Trump dominierte dieses wichtige Treffen nach Belieben, fast ohne Gegenwehr beim Streit über Militäraus­gaben. Trump tritt im Vergleich zum feinsinnig­en Vorgänger Barack Obama wie ein präsidenti­elles Ekel auf, aber er kann auf die Sekunde auch ganz anders.

So staunten hunderte Journalist­en nicht schlecht, als er bei einer Spontanpre­ssekonfere­nz nur Lob hatte für die nun „gestärkte Nato“. Launig, freundlich und höflich beantworte­te der US-Präsident dutzende Fragen, sagte über sich selbst: „Ich bin sehr konsistent. Ich bin ein stabiles Genie.“

Das klingt wirklich verrückt. Aber das Erstaunlic­he ist: Nach seinem Trommelfeu­er auf Deutschlan­d weiß nun alle Welt, dass die Deutschen relativ wenig zu Europas Sicherheit beitragen, dafür aber – EU-Sanktionen hin oder her – beste Gasgeschäf­te mit Russland machen, für Kanzlerin Merkel unangenehm. Und das Bündnis will rascher aufrüsten als erwartet, sprich die Nato-Partner werden US-Waffen kaufen. Beim Boxen wäre das ein Sieg nach Punkten.

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