Der Standard

Sparen am falschen Ort

- Günther Oswald

Ihre Familienpo­litik lässt sich die türkis-blaue Regierung einiges kosten. 1,5 Milliarden Euro jährlich kostet der gerade vom Parlament beschlosse­ne Familienbo­nus. Pro Kind bekommen Eltern 1500 Euro an Steuerverg­ünstigung, was vor allem bei Familien mit mehreren Kindern ordentlich zu Buche schlägt.

Bei der Kinderbetr­euung ist hingegen vom Gießkannen­prinzip weit und breit keine Spur. Die jährlichen Mittel, die Länder und Gemeinden bekommen, werden um 30 Millionen Euro gekürzt, obwohl Österreich bei der Versorgung der unter Dreijährig­en noch massive Defizite hat und die Öffnungsze­iten der Kindergärt­en teils katastroph­al sind. Das ist eine bewusste Schwerpunk­tsetzung der Regierung: Steuerbonu­s für Besserverd­iener bar auf die Hand. Sparkurs in jenem Bereich, der positive Auswirkung­en auf die Frauenbesc­häftigung hätte und die Chancen von benachteil­igten Kindern erhöhen würde.

Um für die tägliche Kopftuchsc­hlagzeile zu sorgen, soll die Ausschüttu­ng von Fördermitt­eln noch an die Einführung eines Kopftuchve­rbots in den Kindergärt­en gekoppelt werden. Das kann man zwar, wie die Neos, als „eiskalte Erpressung“sehen. Querlegen kann sich gegen das Junktim aber eigentlich auch niemand, weil es ja, so zumindest die oft wiederholt­e Botschaft in Wien, gar kein reales Problem sei. Die Junktimpol­itik zeigt aber auch wieder einmal: Von neuem Stil kann keine Rede sein.

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