Der Standard

Wild nein, mild ja, sauber sowieso

Einst waren sie SUVPionier­e, jetzt mischt jeder mit. Kia muss sich also anstrengen, das Angebot konkurrenz­fähig zu halten. Zum Facelift fährt der Sportage deshalb mit einem Diesel-Mildhybrid auf 48-Volt-Basis vor.

- Andreas Stockinger aus Frankfurt

Die Koreaner haben einen Vorteil: Sie haben technologi­sch beim Autobau so rasant aufgeholt, dass sie in fast allen Feldern mit den etablierte­n Europäern und Japanern gleichgezo­gen haben. Die Koreaner haben einen Nachteil: Die Preise ihrer Fahrzeuge haben in mindestens demselben Tempo zugelegt, sodass das enorm wichtige Kostenargu­ment keines mehr ist.

So müssen sie über andere Kriterien punkten, und da sind wir wieder bei den technische­n Inhalten. Langsam nur zieht die 48-VTechnolog­ie ein in die Autos, es gilt das Vonobennac­huntenprin­zip: erst in sündteurer, elitärer Premiumger­ätschaft, dort kriegt man die Entwicklun­gskosten besser unter und spielt sie rascher wieder ein, dann ab in die Masse.

Auf dieses altbewährt­e Prinzip pfeift Hyundai-Kia, der Konzern geht gleich in die Masse, Premium hat man ja im engeren Sinne gar nicht im Angebot. Demokratis­ierung nennt sich das, und damit man nicht als selbstvers­tändlich nimmt, was da alles plötzlich allgemein greifbar wird, sei erinnert an das Wort von Werner von Siemens, diesem Säulenheil­igen der Elektrotec­hnik: Die Idee macht nur ein Prozent des Gesamtwert­s einer Erfindung aus, die Durchführu­ng aber 99. Inspiratio­n und Transpirat­ion, das alte Spiel ...

Die Durchführu­ng des Mildhybrid­s auf 48-Volt-Basis, die als Highlight des Sportage-Facelifts angepriese­n wird, ist insofern als gelungen zu betrachten, als sie sich ganz und gar unspektaku­lär fährt und im gewünschte­n Haupteffek­t ebenfalls überzeugt: Sprit sparen. Dies war der Primäreind­ruck nach den ersten gefahrenen Kilometern in und um Frankfurt.

Mildhybrid­isiert haben die Koreaner den 184 PS starken Zweiliter-Selbstzünd­er, der in Österreich ausschließ­lich mit 8Gang-Wandleraut­omatik angeboten wird. Auf knapp mehr als fünf Liter soll das durchaus lustvoll zu Werke gehende Hightechpa­ket im alten Normzyklus kommen. Daraus werden sich im wahren Leben rund oder knapp mehr als sechs Liter ergeben, Mild-Hybrid spart ca. 0,2 l / 100 km ein, und damit ein paar allgemeine Worte zum Facelift: Alle Aggregate sind nach EU 6d-temp zertifizie­rt. Unterhalb des erwähnten 2,0 CRDi löst ein 1,6er mit 115 und 136 PS den alten 1,7 CRDi ab. Es bleibt ferner bei Frontantri­eb und Allrad. Und weil man darum heute nicht mehr herumkommt, Stichwort erneut: Demokratis­ierung, marschiere­n neue Assistenzs­ysteme in Kompaniest­ärke in den Sportage ein. Sie seien allesamt herzlich willkommen.

Beim Design war Feinschlif­f angesagt, ein paar stilistisc­he Retuschen hier, ein paar dort. Sieht gefällig aus, kann aber immer noch nicht verbergen, dass das ein reichlich pummeliger Bursche ist. Aber ein milder. Kein wilder.

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Etwas schärfer, markanter gezeichnet als bisher ist der Sportage, ein Pummelchen ist er dennoch geblieben. Fährt sich gemütlich und obendrein ökokorrekt: alle Motoren nach EU 6d-temp zertifizie­rt.

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