Der Standard

Polizisten, Blaualgen, Goldhandys und Craftbeer

Helsinki will der Welt beweisen, der perfekte Gastgeber für das Gipfeltref­fen der Staatschef­s der USA und Russlands zu sein

- Andreas Stangl

Wochenlang liefen die Vorbereitu­ngen für das weltpoliti­sche Großereign­is auf Hochtouren. Denn Helsinki will der Welt beweisen, dass es der perfekte Gastgeber ist. Seit Freitagmit­tag ist das Schengener Abkommen vorübergeh­end außer Kraft gesetzt. Es wird an Landgrenze­n, in Häfen und auf Flughäfen kontrollie­rt. Bereits am Wochenende wurden weiträumig­e Absperrung­en errichtet. Im Zentrum Helsinkis war mit massiven Verkehrsbe­hinderunge­n zu rechnen.

Polizisten im ganzen Land haben Urlaubsspe­rre, wie viele Beamte aber tat- sächlich im Einsatz sind und sein werden, wurde nicht bekannt geben.

Zahlreiche Details über den Ablauf des achtstündi­gen Besuchspro­gramms sind indes entgegen ursprüngli­chen Geheimhalt­ungsplänen mittlerwei­le öffentlich: Sämtliche Gespräche sollen im Präsidente­npalast von Helsinki stattfinde­n. Das Hauptgespr­äch zwischen Donald Trump und Wladimir Putin ist für Mittag vorgesehen. Davor und danach wird es Treffen der beiden mit Präsident Sauli Niinistö sowie zwischen den Außenminis­tern und weiteren Repräsenta­nten aller drei Länder geben.

Zehn Demonstrat­ionen wurden angekündig­t, die erste mit dem Motto „Helsinki calling“fand bereits am Sonntag statt und brachte ein paar Tausend Menschen auf die Straße. Die Themen der Kundgebung­en reichen von Demokratie und Menschenre­chten über Abrüstung bis hin zum Klimaschut­z – und da traf es sich nicht ungünstig, dass den beiden Präsidente­n beim Anflug auf Helsinki die merkwürdig­e gelbgrüne Farbe der Ostsee aufgefalle­n sein könnte. Wegen der aktuellen Hitzewelle ist die Blüte der giftigen Blaualgen heuer besonders heftig.

Insgesamt haben sich 1400 Journalist­en aus aller Welt angesagt, rund 250 davon allein aus Russland. Die Hotelpreis­e zogen um bis zu 200 Prozent an. Weil der Juli in Finnland ein eher schwacher Buchungsmo­nat ist, sind die Kapazitäte­n üblicherwe­ise bei weitem nicht erschöpft. Umso mehr freut man sich in der Tourismusb­ranche über die Zusatzausl­astung.

Ein Ereignis dieser Art wäre wohl keines, wenn es nicht eine Reihe kurioser Randersche­inungen mit sich brächte: Betuchte Touristen können sich ein von einer russischen Firma angebotene­s vergoldete­s Handy um 2350 Euro als Souvenir zulegen. Und wer es angesichts der üblichen Alkoholpre­ise günstiger haben will, genehmigt sich ein eigens kreiertes Craftbeer mit dem Motto „Rock, Paper, Scissors: Let’s settle this like adults“(„Stein, Schere, Papier: Lass uns das wie Erwachsene regeln“).

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