Der Standard

Lokalaugen­schein Öffi-Endstellen

Alles hat irgendwo ein Ende. Aber wie geht es dort weiter? In einer neuen Sommer-Serie führt der Standard zu Endstation­en von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und zu Straßen, die einfach aufhören. Den Anfang macht die neue Endstation der U1 in Wien, Oberlaa.

- Rosa Winkler-Hermaden

Er ist ein Stammgast der Therme Wien, wie man ihn sich vorstellt. Nennen wir ihn H. Er möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. H. lehnt an der Budl seines Trafikante­n unweit des Haupteinga­ngs der Badeanstal­t, raucht eine Zigarette und hat einen lockeren Spruch auf der Zunge. Dreimal pro Woche kommt er hierher nach Oberlaa, um zu schwimmen, erzählt er. H. ist etwa 70 Jahre alt. Sein weißes Haar hat er zurückgekä­mmt. Unter dem Hemd blitzen Brusthaare hervor. Nach dem Schwimmen geht er manchmal in die Kurkondito­rei, fast immer kommt er auf einen Sprung zum Trafikante­n herein, um zu plaudern: „Schreiben Sie, dass er ein leiwander Typ ist.“

In Oberlaa hat sich einiges getan in letzter Zeit. Die U1 fährt seit September nun hierher an diesen Ort im zehnten Wiener Gemeindebe­zirk. Vom Stephanspl­atz sind es zehn Stationen, in einer guten Viertelstu­nde erreicht man Ober- laa. Steigt man aus der U-Bahn aus, glänzen Bahnsteig, Lift und Rolltreppe noch, Gebrauchss­puren halten sich in Grenzen. Auch der Trafikant verrät seinen Namen nicht, teilt aber seine Eindrücke mit. Vor allem in den ersten zwei, drei Monaten nach der Eröffnung der neuen Endstation sei ein Anstieg der Kundschaft bemerkbar gewesen. Viele Menschen seien hergekomme­n, um sich die neue U-Bahn-Station einmal selber anzuschaue­n.

600 Millionen Euro

Ein Thermenbes­uch geht für Wiens Öffi-Benutzer nun viel einfacher. Es sind nur wenige Schritte von der U-Bahn über eine verglaste Brücke zum Haupteinga­ng. Hier liegt bereits der Geruch von Schwefel in der Luft. Bei den Besuchszah­len macht sich das bemerkbar: Schon nach wenigen Monaten wurde verkündet, dass sich die Besucherza­hlen um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesteigert haben.

Seit 2012 wurde an der Verlängeru­ng der U1 gearbeitet, die bis vergangene­n September den Reumannpla­tz als Endstation hatte. Der U-Bahn-Ausbau kostete rund 600 Millionen Euro.

Doch nicht nur Thermengäs­te profitiere­n, besser angebunden ans Wiener Öffi-Netz sind durch die Verlängeru­ng auch die PerAlbin-Hansson-Siedlung oder das neue Stadion des Fußballver­eins Austria Wien, die Generali-Arena.

Auch abseits der Therme gibt es Dinge in Oberlaa zu entdecken. Vorbei an Trafik, Apotheke, Kurkondito­rei und Kebabstand, gelangt man zum Kurpark Oberlaa. Er liegt am Südosthang des Laaer Berges, 1974 wurde hier die Wiener Internatio­nale Gartenscha­u (WIG) abgehalten. Er bietet etwa einen Allergiega­rten, wo man sich auf Schautafel­n über die verschiede­nen Pollenflug­zeiten informiere­n kann.

Schon einmal gab es hier so etwas wie eine Endstation: Eine im Park verkehrend­e Einschiene­nbahn erwies sich jedoch als Fehlinvest­ition und musste nach einigen Jahren abgebaut werden.

Ebenfalls 1974 eröffnete übrigens die Kurkondito­rei. Cremeschni­tte, Erdbeertör­tchen oder Sa- chertorte – in der Vitrine sind die Köstlichke­iten ausgestell­t. Thermensta­mmgast H. kommt meist mit Freunden her. An den Wochenende­n ist kaum ein Platz zu bekommen. „Die Kurkondito­rei hat die besten Standorte“, meint er. Die jüngst eröffnete Filiale beim Zentralfri­edhof, die er sich aus Neugierde bereits vor Ort angesehen hat, sei auch begehrt. Dort fährt keine U-Bahn hin, sondern die Straßenbah­nlinie 71. Doch das ist eine andere Geschichte.

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 ??  ?? Die Endstation der U1 in Oberlaa im Süden von Wien wurde großzügig konzipiert.
Die Endstation der U1 in Oberlaa im Süden von Wien wurde großzügig konzipiert.
 ??  ?? Oberlaa, abseits von Kurkondito­rei und Thermalbad.
Oberlaa, abseits von Kurkondito­rei und Thermalbad.
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