Der Standard

Doch bei Menschen sparen

- Gerald John

Erst das Gezerre um Geld für die Pflege und die Deutschkla­ssen, nun der Streit um 30 fehlende Millionen Euro für die Kinderbetr­euung: Regelmäßig proben die Bundesländ­er den Aufstand, weil sie sich von der Bundesregi­erung finanziell kurzgehalt­en fühlen.

Knausrige Koalition – oder unersättli­che Landesfürs­ten? Es besteht kein Grund, die Länder in den wiederkehr­enden Feilschere­ien pauschal zu Opfern zu erklären. Viel Geld wurde schon verschwend­et, weil regionale Regenten – etwa in der Spitalspla­nung – auf Eigenbröte­lei setzten. Ohne den Föderalism­us heimischer Prägung könnten sich die Steuerzahl­er einiges ersparen.

Doch der aktuelle Streit hat sich ja nicht deshalb entzündet, weil die Regierung etwa die vielzitier­ten Doppelglei­sigkeiten und damit die Macht der Länder zu beschneide­n versuchte. ÖVP und FPÖ sparen nicht bei den Strukturen, sondern bei einer enorm wichtigen Investitio­n, bei der die Gemeinden mangels eigener Einnahmen überforder­t sind.

Von der angekündig­ten Staatsrefo­rm hingegen ist bis jetzt wenig zu merken. Das ist kein Wunder, denn wie soll in einem halben Jahr gelingen, was in Jahrzehnte­n nur bruchstück­haft passiert ist? Doch es war ja die Regierung, die stets beteuert hat: Wir sparen bei den Strukturen, nicht bei den Menschen. Dass das ein Schmäh war, werden jene berufstäti­gen Eltern spüren, die wegen des Sparkurses nun keinen tauglichen Kindergart­enplatz finden.

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